In den kommenden Wochen wird das Hamburger Unternehmen seine Röstspezialitäten und gemahlenen Kaffees in den USA einführen. Es ist die jüngste Initiative von Chief Executive Officer Thomas Linemayr, der vor seiner Zeit bei Tchibo unter anderem das Amerika-Geschäft der Lindt & Sprüngli leitete. Nachdem Tchibo-Kaffee bereits in ganz Europa verkauft wird, möchte der CEO nun die Kaffeegeniesser in den USA gewinnen.

"Wir werden die wohlhabenderen, jüngeren Verbraucher und Kaffeeliebhaber im Visier haben", sagte Linemayr, 59, in einem Telefoninterview aus New York. "Wir wollen unser Unternehmen als Qualitätsführer etablieren."

Tchibos Kaffee-Spezialitäten werden von Rainmaker Food Solutions vertrieben und werden bei einer breiten Auswahl von Einzelhändlern im Mittleren Westen, von Illinois, Indiana, Iowa, Ohio, Michigan, Minnesota, Missouri bis Wisconsin, erhältlich sein. Das Produktsortiment umfasst gemahlene Kaffeesorten sowie ganze Bohnen - die zwei Kategorien erhielten durch die Lockdowns Schub. Eine Kaffeemaschine mit Mahlwerk wird ebenfalls angeboten.

Die 1949 gegründete Tchibo kommt laut Linemayr auf einen Jahresumsatz von "knapp" 4 Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro), wobei etwa die Hälfte davon auf Kaffee entfällt. Das Unternehmen wolle mit den grossen nationalen Einzelhändlern in den USA und in gewissem Masse mit Starbucks und Peet’s konkurrieren, sagte der CEO.

Linemayr mit Erfahrung im US-Markt

Von 1999 bis 2016 leitet Linemayr das US-Geschäft von Lindt & Sprüngli und half dem Chocolatier, gemessen am Umsatz zur Nummer 3 im Land aufzusteigen.

"Wir haben versucht, den Verbraucher zu verstehen und die Marke sorgfältig aufgebaut - es war eine ziemliches Auf und Ab", sagte er. "Was ich gelernt habe, ist, dass Sie wirklich vergessen müssen, was Sie in Europa erfolgreich gemacht hat - Sie müssen lernen, wie man in Amerika Geschäfte macht."

Tchibo drängt in einen Markt für gerösteten und gemahlenen Kaffee, der in den USA im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 4 Milliarden Dollar generierte, sagt James Watson, ein Marktanalyst für Rabobank in New York. Dieser Markt erlebt einen Schub in Richtung hochwertiger Produkte.

"Es gibt einen erheblichen Trend zu Premium-Produkten, der unserer Meinung nach darauf zurückzuführen ist, dass Verbraucher von Coffeeshops zu Lebensmittelgeschäften wechseln", sagte Watson in einem Interview. "Marktanteile gewinnen die Unternehmen, die am grössten sind und die hochwertigsten Produkte haben."

Die Covid-19-Pandemie hat das Verbraucherverhalten verändert - was bedeutet, dass die Verbraucher eine neue Infrastruktur für ihren Kaffeekonsum zu Hause aufbauen, sagte Watson. Die Verschiebung ist jedoch möglicherweise nicht dauerhaft, wenn Verbraucher sich wieder wohler dabei fühlen, in Coffeeshops zu gehen.

Premium-Chancen

"Die Amerikaner trinken im Büro viel weniger Kaffee als früher, und ein grosser Teil davon verlagert sich stattdessen auf gerösteten und gemahlenen Kaffee zu hause", sagte Matthew Barry vom Marktforscher Euromonitor International in Chicago. "Es gibt Chancen bei mehr Premium-Kaffee für den Eigenbedarf."

Die Verbraucher verbringen mehr Zeit zu Hause und sparen Geld, weil sie nicht auswärts Kaffee trinken gehen. Daher sei anzunehmen, dass eine beträchtliche Zahl von Konsumenten während der Pandemie mehr Geld für den Kaffeekonsum ausgeben wird als vor Covid-19.

Ein Konkurrent für Tchibo wird Illycafe sein, eine europäische Rösterei, die Premiumprodukte verkauft und in den USA expandiert. Allerdings hat Covid-19 den Umsatz des Unternehmens gedrückt, denn 60 Prozent wurden mit Restaurants, Cafés, Fluggesellschaften und Transportunternehmen erzielt, sagte Chairman Andrea Illy gegenüber Bloomberg TV Anfang dieses Monats.

(Bloomberg)