Mit einem Umsatzwachstum von 12,5 Prozent auf 1,20 Milliarden Franken im ersten Halbjahr hat die Ems-Gruppe den globalen Automobilmarkt deutlich abgehängt. Dieser bestreitet bei Ems sechs von zehn Umsatzfranken und legte in der Berichtsperiode um lediglich 2,4 Prozent zu, wie Firmenchefin Magdalena Martullo-Blocher am Freitag vor den Medien sagte.

Doch Ems generierte erneut viele Neugeschäfte - auch ausserhalb des Automobilsektors. Bei Brillengestellen etwa habe das Unternehmen mittlerweile mit seinen Materialien einen Marktanteil von 98 Prozent erreicht. Insgesamt setzte Ems 5 Prozent mehr Polymere und Spezialchemikalien ab.

Dazu kamen günstige Währungseffekte und Preiserhöhungen. Ems hat seine Verkaufspreise erhöht, weil die in der Produktion verwendeten Rohstoffe deutlich teurer wurden - seit Anfang 2017 um bis zu 80 Prozent. Ems habe diese Preissteigerungen mittlerweile vollumfänglich an die Kunden weitergereicht.

Zu Beginn des Zyklus hatte Ems die Verkaufspreise noch nicht im gleichen Tempo erhöhen können, wie die Preise für Rohstoffe anzogen. Dieser Rückstand ist inzwischen aufgeholt.

Noch mehr Dividende

Ein Verzicht auf Preiserhöhungen hätte den von Ems ausgewiesenen Betriebsgewinn (Ebit) um 10 Prozent geschmälert, hielt Martullo fest. So aber erhöhte sich der operative Gewinn um 11,4 Prozent auf 312 Millionen Franken und das hohe Margen-Niveau konnte mit 26,0 Prozent knapp gehalten werden. Der Reingewinn im ersten Halbjahr wird jeweils Ende August publiziert.

Bestätigt wurde zudem der Ausblick für das Gesamtjahr 2018: Ems geht unverändert von einem Nettoumsatz und einem Ebit leicht über Vorjahr aus. Nach Lesart des Unternehmens bedeutet dies eine Steigerung von jeweils bis zu 10 Prozent.

Aufgrund der starken Entwicklung von Ergebnis und Liquidität soll nun die Dividende um 50 Rappen auf insgesamt 18,50 Franken pro Aktie erhöht werden. Anfang Februar hatte das Unternehmen noch eine Ausschüttung von 18 Franken je Anteil angekündigt.

Davon fliesst der grösste Teil an die Firmenchefin Martullo-Blocher und ihre beiden Schwestern, die zusammen rund 70 Prozent von Ems besitzen.

Trump lässt Martullo kalt

Der Konflikt zwischen den wirtschaftlichen Grossmächten USA und China lässt Martullo kalt. "Das hat keinen Einfluss auf das Ergebnis der Ems", erklärte sie. China und die USA schaukeln sich derzeit in Richtung eines Handelskrieges hoch und belegen sich gegenseitig mit Einfuhrzöllen auf immer mehr Produkte - darunter auch auf Autos.

"Autos werden nicht transportiert", sagte die Ems-Chefin. Nur 0,1 Prozent der heute weltweit produzierten 100 Millionen Fahrzeuge würden von China in die Vereinigten Staaten verschifft, den umgekehrten Weg gingen 0,2 Prozent. Die Zahl der Fahrzeuge, die den Zöllen unterliege, sei also vernachlässigbar.

Dass US-Präsident Donald Trump, Martullo sagt übrigens dessen Wiederwahl im Jahr 2020 voraus, auch Europas Autoindustrie mit Importzöllen belegen wird, glaubt die Ems-Lenkerin derweil nicht. Diese würde dann immerhin 1,5 Millionen Autos betreffen.

Die Gewinnzahlen von Ems lagen über den Erwartungen der Analysten. An der Börse gingen die Papiere mit einem Kursplus von 3,2 Prozent aus dem Handel.

ra/cf

(AWP)