Ein Händler nannte den Bericht solide. Die Profitabilität sei im vergangenen Jahr besser als gedacht gewesen und der Ausblick liege im Rahmen der Erwartungen. Er lobte die Fortschritte im Grossbritannien-Geschäft. Eon hat dort den Umschwung geschafft: Schneller als erwartet werde das Ergebnis in dieser Sparte in diesem Jahr mit mehr als 100 Millionen britischen Pfund wieder positiv zum Ergebnis beitragen, kündigte der Dax-Konzern an. Für Analystin Deepa Venkateswaran vom US-Analysehaus Bernstein Research ist der Ausblick auf 2021 sogar etwas besser als angenommen. Ermutigend sei die fortgesetzte Reduzierung der Nettoschulden, kommentiert die Investmentbank Jefferies.

Für 2021 erwartet Eon nun konzernweit ein Plus beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) auf 3,8 bis 4,0 Milliarden Euro, der bereinigte Konzernüberschuss soll zwischen 1,7 und 1,9 Milliarden Euro herauskommen. Der Konzern betont, dass in dieser Prognose auch bereits alle abschätzbaren Corona-Risiken enthalten seien. Zwischen 2021 und 2023 rechnet Finanzvorstand Marc Spieker auf Ebit-Ebene mit einem Zuwachs von 8 bis 10 Prozent pro Jahr. "Wir werden dabei insbesondere ein spürbares Ergebniswachstum im Kerngeschäft von 11 bis 13 Prozent sehen, das die rückläufigen Ergebnisse aus der deutschen Kernenergie mehr als ausgleichen wird", sagte der Manager laut Mitteilung.

Auch bei den Nettoschulden gibt sich der Konzern selbstbewusst: "Wir haben unsere Verschuldung auch nach der Innogy-Übernahme und in der Krise wie versprochen durch operative Exzellenz und sorgfältiges Kapitalmanagement im angekündigten Rahmen gehalten", sagte der scheidende Konzernchef Johannes Teyssen am Mittwoch bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz. Teyssen gibt den Chefposten zum 1. April an Leonhard Birnbaum ab. Teyssen ist seit 2004 im Eon-Vorstand und steht diesem seit 2010 vor. Birnbaum ist seit 2013 Mitglied des Eon-Vorstands.

Eon präzisiert das Verschuldungsziel am Mittwoch auf 4,8 bis 5,2 mal den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) und geht davon aus, dieses Ziel mit guten Chancen schon in diesem Jahr erreichen zu können - wenn man vom heutigen Zinsniveau ausgehe. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 lag der Verschuldungsfaktor noch bei 5,9, wie Finanzchef Spieker vor Journalisten erklärte.

Das abgelaufene Jahr stand nur zum Teil im Zeichen von Corona: Weil im ersten Lockdown vor rund einem Jahr die Stromnachfrage eingebrochen war, korrigierte Eon im Sommer seine Prognose nach unten. Im Laufe des Jahres erholte sich die Situation aber. Mit gezielten Gegenmassnahmen wie Effizienzsteigerungen, aber auch dank zunehmender Kundenzahlen hatte der Konzern die Auswirkungen der Pandemie den Angaben zufolge eingrenzen können, die negativen Ergebniseffekte lagen bei knapp 300 Millionen Euro. Die Corona-Krise hinterlasse im Ergebnis keine bleibenden Spuren, hiess es am Mittwoch.

Die im Sommer angepassten Ziele hatte Eon 2020 erreicht: Das bereinigte Ebit stieg im abgelaufenen Jahr auf knapp 3,8 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es auf Pro-Forma-Basis noch 3,2 Milliarden Euro gewesen. Der bereinigte Konzernüberschuss lag im abgelaufenen Jahr bei gut 1,6 Milliarden Euro nach 1,5 Milliarden Euro auf Pro-Forma-Basis in 2019. Die Zahlen liegen leicht über den Erwartungen der Analysten. Beim bereinigten Konzernüberschuss sind allerdings die einmaligen Integrationskosten von Innogy nicht enthalten. Inklusive dieser Kosten ist der Konzernüberschuss 2020 gesunken.

Der Konzern berichtet die Vergleichszahlen aus dem Vorjahr auf Pro-Forma-Basis, da die 2020er-Bilanz die erste in der neuen Konzernstruktur nach dem Tauschgeschäft mit RWE ist. Im Zuge dieser gross angelegten Neuaufteilung des Strommarktes in Deutschland übernahm Eon die Energienetze und das Kundengeschäft der RWE-Tochter Innogy und gab seine erneuerbaren Energien an RWE ab. Seitdem betreibt Eon das mit einer Länge von rund 700 000 Kilometern umfassendste Stromnetz in Deutschland und beliefert knapp 14 Millionen Kunden mit Strom.

Am Aktienmarkt hatte der Deal vor allem RWE Schub gegeben, Eon dagegen hatte weniger von dem Tauschgeschäft profitiert. Teyssen räumte ein, dass er sich "einen besseren Kurs zum Abschied" gewünscht hätte. Er betont aber auch: "Wenn Sie sehen zu welchen Preisen Netze gehandelt werden, sehe ich grosses Aufholpotenzial." Die Märkte seien wegen der Verschuldung und dem Thema Kernenergie verunsichert gewesen. Diese beiden Sorgenkinder könne man aber "nun zu Grabe tragen".

Letztendlich habe Eon das Geschäftsjahr 2020 ohne wesentliche Auswirkungen "weder durch die Covid-19-Pandemie, noch durch den historisch warmen Winter" erfolgreich abschliessen können, erklärte der scheidende Eon-Chef Teyssen. Seinen Aktionären will Eon wie von Analysten erwartet für 2020 eine Dividende in Höhe von 0,47 Euro zahlen (Vorjahr 0,46). Die Ausschüttungen sollen bis 2023 jährlich um bis zu 5 Prozent steigen, so der Konzern. "Auch danach streben wir eine jährliche Steigerung der Dividende an", sagte Finanzvorstand Spieker.

Neben der Corona-Krise war für Eon das Tauschgeschäft mit RWE im vergangenen Jahr das grosse Thema. Der Deal wurde endgültig abgeschlossen, die frühere RWE-Tochter Innogy in den Eon-Konzern integriert. Die geplanten Synergieziele werden wie erwartet erreicht, bestätigte Eon am Mittwoch. Bis 2024 will der Konzern 780 Millionen Euro an wiederkehrenden Einsparungen erzielen. Bis Ende 2020 konnten hiervon bereits 130 Millionen Euro realisiert werden.

Ausserdem verweist der Konzern auf die positive Entwicklung in Sachen Kernenergie. Mit der Einigung mit der Bundesregierung könne Eon das Kapitel Kernkraft nun weitgehend abschliessen. Dazu komme Eon die Einigung auch finanziell zu Gute. Eon rechnet mit einem Mittelzufluss in Höhe eines mittleren, dreistelligen Millionenbetrages im Laufe dieses Jahres./knd/ssc/fba

(AWP)