"Der Krieg in der Ukraine zwingt uns dazu, die Welt, wie wir sie kennen, neu zu überdenken", sagte Eni-Chef Claudio Descalzi. Als Reaktion auf die derzeitige Krise habe das Unternehmen bestehende Allianzen mit Erzeugerländern genutzt, um Ersatz-Energiequellen für den europäischen Energiebedarf zu finden.

Bis 2025 sollen bei Eni 30 Prozent der Investitionen in neue Energieformen fliessen. Dabei will der Konzern bis dahin im Jahr durchschnittlich 7 Milliarden Euro investieren. Bis 2030 soll der prozentuale Anteil der dafür vorgesehenen Ausgaben in neue Energieformen dann doppelt so hoch sein und bis 2040 auf 80 Prozent steigen. Im kommenden Jahrzehnt sollen diese Geschäftsbereiche laut Eni einen positiven freien Barmittelzufluss erwirtschaften und ab 2040 rund 75 Prozent der konzernweit erzielten freien Barmittel ausmachen.

Weiterhin plant Eni, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2025 auf sechs Gigawatt zu erhöhen. Im vergangenen Jahr betrug die installierte Leistung ein Gigawatt. Zum Vergleich: Der deutsche Energiekonzern RWE will bis 2030 pro Jahr im Schnitt 2,5 Gigawatt zubauen.

Eni will ausserdem sein Ladenetz für Elektrofahrzeuge bis 2025 auf mehr als 30 000 Ladepunkte ausbauen. Auch der Prozess für den Börsengang von Plenitude schreitet wohl voran: Eni habe mittlerweile die Registrierungsdokumente bei der italienischen Marktbehörde eingereicht, hiess es am Freitag.

Plenitude ist Enis Einheit für Einzelhandel und alternative Energien. Bereits vor rund einem Jahr gab es erste Überlegungen, das unter dem Namen "Gas & Power Retail and Renewables" (Eni R&R) geführte Geschäft an die Börse zu bringen, um den Wert zu steigern. Seit Anfang Oktober laufen nun die offiziellen Vorbereitungen zum Börsengang in Mailand. Die Transaktion soll dieses Jahr abgeschlossen werden. Eni will nach dem Börsengang Mehrheitseigner bleiben.

Ausserdem will Eni die Geschäftsbereiche Bioraffinerie, Tankstellen und Mitfahrgelegenheiten in einer eigenen Mobilitätseinheit zusammenfassen. Dieses soll bis 2025 ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 900 Millionen Euro erwirtschaften.

Momentan bestimmt bei Eni aber noch das alte Geschäft das Geschehen. Wegen der zuletzt stark gestiegenen Ölpreise will der Ölkonzern mehr Geld an seine Aktionäre ausschütten. Basierend auf einem angenommenen Preis von 80 bis 90 US-Dollar pro Barrel der Nordseesorte Brent in diesem Jahr soll die Dividende auf insgesamt 0,88 Euro je Aktie steigen. Das wären 2 Cent mehr als für das vergangene Jahr geplant. Des Weiteren will der Konzern Aktien im Wert von 1,1 Milliarden Euro zurückkaufen.

Sollte der Ölpreis auf über 90 Dollar je Barrel (159 Liter) steigen, plant Eni zudem, weitere Rückkäufe in Höhe von 30 Prozent der damit verbundenen zusätzlichen Barmittelzuflüsse zu tätigen. Derzeit kostet ein Barrel der Sorte rund 106 Dollar. Mit der Entscheidung, seine Aktionäre an dem Ölpreis-Boom teilhaben zu lassen, sind die Italiener nicht allein. Fast alle grossen Energieerzeuger hatten nach einer erfolgreichen Gewinnsaison ihre Ausschüttungen erhöht. Eni hat im vergangenen Jahr dank der steigenden Rohstoffpreise 6,1 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen wegen der in der Corona-Krise zunächst eingebrochenen Rohstoffpreise und hoher Abschreibungen noch 8,6 Milliarden Euro Verlust verbucht./lew/ngu/stw

(AWP)