Im Gegenzug verzichten die Nachlassgesellschaften darauf, weitere Ansprüche geltend zu machen, wie es in einem Zirkular an die Gläubiger vom Freitag hiess. Die Gläubigerausschüsse der Nachlassgesellschaften haben dem Vergleich zugestimmt.

Wenn kein Gläubiger eine erfolgreiche Beschwerde gegen den Vergleich führt, sind damit jegliche mögliche Ansprüche gegenüber den ehemaligen Verwaltungsräten der vier Gesellschaften SAirGroup, SAirLines, Swissair und Flightlease aus der Welt geräumt.

Niederlage vor Bundesgericht

Zugleich erfolgt die Zahlung ohne Anerkennung einer Rechtspflicht und unpräjudiziell, wie es weiter hiess. Weder straf- noch zivilrechtliche Klagen gegen die Ex-Manager waren je erfolgreich gewesen. So war es auch den Liquidatoren nie gelungen, vor Gericht nachzuweisen, dass die Manager pflichtwidrig gehandelt hatten und deshalb haftbar seien.

Zuletzt scheiterte eine Verantwortlichkeitsklage gegen 14 ehemalige Führungskräfte der Swissair und SAirGroup Ende 2019 vor Bundesgericht. Bei dieser Klage hatten die Liquidatoren einen Schaden von rund 280 Millionen Franken geltend gemacht.

Danach gingen die Liquidatoren über die Bücher. Dabei seien sie zur Auffassung gelangt, dass die Chancen für eine erfolgreiche Geltendmachung von weiteren Ansprüchen sehr klein seien. In Verhandlungen hätten sich die möglichen verantwortlichen Personen bereit gezeigt, allfällige Ansprüche durch einen "geringfügigen Betrag" zu erledigen, hiess es.

Teil dieses Vergleichs sind auch die 14 Personen, die das Bundesgericht im oben erwähnten Verantwortlichkeitsprozess entlastet hatte. Darunter sind auch Mario Corti, der ehemalige CEO und Verwaltungsratspräsident der SAirGroup sowie sein Vorgänger Philippe Bruggisser.

Von den vier Nachlassgesellschaften erhält die SAirGroup mit 1,6 Millionen Franken den Löwenanteil der Zahlung. Damit werde in erster Linie berücksichtigt, dass die SAirGroup einen grossen Anteil der Kosten für die Abklärung der Ansprüche getragen habe. Je 500'000 Franken gehen an die Swissair und Flightlease, 150'000 Franken an die SAirLines.

Langwierige Liquidation

Die Swissair war im Herbst 2001 nach einer gescheiterten Beteiligungsstrategie unter einem Schuldenberg von 17 Milliarden Franken zusammengebrochen. Am 2. Oktober kurz nach Mittag musste die Swissair den Flugbetrieb einstellen, weil ihr das Geld fehlte, um den Flugtreibstoff zu bezahlen. Rund 260 Maschinen und mit ihnen rund 19'000 Passagiere blieben an diesem Tag am Boden.

Seit Mai 2003 befindet sich die Swissair in Nachlassliquidation. Rund 10'000 Gläubiger mit anerkannten Forderungen von rund 10 Milliarden Franken sind von der Pleite betroffen. Die Liquidation dürfte noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Es laufen immer noch verschiedene Prozesse.

Ein weiterer Teilschritt wird es aber im kommenden Jahr geben. So ist inzwischen eine Vereinbarung zur Auflösung von Dividendenkreisläufen in Kraft getreten. Damit können die SAirGroup, die SAirLines, Swissair und Flightlease nun ihre Forderungen gegenüber ehemaligen Konzerngesellschaften einkassieren.

Die Liquidatoren gehen davon aus, dass die Schlussdividenden aus den verschiedenen Konkurs- und Liquidationsverfahren bis Mitte 2021 eingehen werden. Die Gläubiger sollen im Frühjahr 2021 über den Stand der Liquidation informiert werden.

tt/ra

(AWP)