Es gebe keine Beweise dafür, dass Piller Geld unterschlagen und sich persönlich bereichert habe, erklärte der Genfer Anwalt Alan Hughes am Dienstag vor den Medien. Hughes war von der Verwaltung der regionalen Migros-Genossenschaft mit der Untersuchung beauftragt worden.

Am Dienstag zog er ein Zwischenfazit. Juristische Verfehlungen Pillers fand er nach eigenem Bekunden nicht. Hughes kann allerdings nicht ausschliessen, dass es einen Interessenkonflikt gab. Um diese Frage zu beantworten, brauche es weitere Abklärungen, sagte der Genfer Experte.

Der Streit war Anfang Juli publik geworden. Der Migros-Genossenschafts-Bund hatte eine Strafanzeige wegen möglicher ungetreuer Geschäftsführung eingereicht. "Für Herrn Piller gilt die Unschuldsvermutung", betonte die Migros damals, doch wolle sie den Sachverhalt behördlich und unabhängig abklären lassen.

Laut Medienberichten soll die Migros-Genossenschaft Freiburg-Neuenburg in den Jahren 2014 und 2015 zwei Zahlungen von insgesamt gut 1,7 Millionen Franken an Firmen getätigt haben, die Piller selber gehören sollen.

Die Firmen hätten im Kanton Freiburg zwei Überbauungen realisiert, in denen jeweils ein Migros-Supermarkt eingemietet sei. Piller solle auch als Rechtsberater dieser Firmen fungiert haben. Der in der Romandie bekannte Geschäftsmann und Anwalt Piller wies schon Anfang Juli alle Verdachtsmomente von sich.

Die Freiburger Staatsanwaltschaft prüft die Anzeige der Zürcher Zentrale und auch diejenige, welche die Geschäftsleitung der Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg etwas später gegen ihren Präsidenten einreichte. Ob eine Strafuntersuchung eröffnet wird, ist nach wie vor offen.

"An einen Tisch setzen"

Piller kämpft um seine Ehre, wie er am Dienstag vor den Medien bekräftigte. Am liebsten wäre es ihm, "wenn man sich an einen Tisch setzen würde, um die Missverständnisse auszuräumen". Der Sache dienlich wäre aus seiner Sicht, wenn die Anzeigen zurückgezogen würden und "man aufhören würde zu sagen, ich hätte gemauschelt".

Piller und auch André Clerc, der die Interessen der regionalen Genossenschaft vertritt, stellten den Streit vor den Medien in einen grösseren Zusammenhang. Clerc sprach von einem "Krieg zwischen Zürich und der regionalen Genossenschaft". Piller kritisierte, man wolle glauben machen, dass der Sitz in Marin NE brenne, "dabei gibt es gar kein Feuer".

Der Migros-Genossenschaftsbund hält derweil an seiner Position fest. Es sei an den Behörden, den Sachverhalt in völliger Unabhängigkeit abzuklären, heisst es in einer Stellungnahme zuhanden der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

(AWP)