An der Frankfurter Börse gab die Merck-Aktie am Morgen minimal um gut 0,1 Prozent nach auf 92,83 Euro. Die Zahlen seien mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, schrieb Peter Spengler von der DZ Bank in einer ersten Reaktion.

Trotz Umsatzzuwächsen von 2 Prozent auf knapp 3,9 Milliarden Euro, die vor allem aus dem Labor- aber auch dem Gesundheitsgeschäft stammten, musste der Konzern im Tagesgeschäft einen Gewinnrückgang verkraften. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) ging um knapp 6 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zurück. Hier schlugen zudem die Investitionen in das Pharmageschäft zu Buche. Unter dem Strich blieb zwar ein deutlich höherer Gewinn von 421 Millionen Euro hängen nach 312 Millionen vor einem Jahr. Grund war aber vor allem, das Merck beim Finanzergebnis ein besseres Händchen hatte.

Im Tagesgeschäft war erneut vor allem die Laborsparte (Life Science) der grösste Wachstumsträger, die weiterhin von Synergien dank der milliardenschweren Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma Aldrich profitierte. Aber auch die anhaltende Nachfrage aus der biopharmazeutischen Industrie gab dem Bereich Schub, der damit aus eigener Kraft die stärksten Zuwächse im Konzern verzeichnete.

Dagegen gingen die Erlöse und das operative Ergebnis in der wichtigen Material- und Spezialchemiesparte (Performance Materials) zurück. Grund ist vor allem das wichtige Flüssigkristallgeschäft, in dem Weltmarktführer Merck derzeit Anteile verliert und sich einem anhaltenden Preisdruck gegenüber sieht. Merck hatte bereits bei der Vorlage des Berichts zum ersten Quartal hierfür die zunehmende Konkurrenz aus Asien verantwortlich gemacht und senkte nun seine Jahresprognose für den Bereich etwas.

Merck kündigte gleichzeitig einen Wechsel an der Spitze der Sparte an: Demnach übernimmt mit Wirkung zum 1. September der bisher unter anderem für Personalthemen in der Geschäftsleitung zuständige Manager Kai Beckmann die Sparte von Walter Galinat. Galinat soll künftig für den Standort Darmstadt, den Einkauf sowie für Umweltschutz, Qualität und Sicherheit zuständig sein.

Auch in der Pharmasparte verspürt Merck Gegenwind durch Umsatzrückgänge bei seinen drei wichtigsten Medikamenten. Das Krebsmittel Erbitux verlor rund 8 Prozent der Erlöse, beim Multiple-Sklerose-Mittel Rebif betrug das Minus knapp 4 Prozent und bei dem Fruchtbarkeitsmittel Gonal-f mehr als 7 Prozent. Diese Rückgänge konnten aber mit anderen Mitteln aufgefangen werden, sodass am Ende für die gesamte Sparte aus eigener Kraft ein leichtes Umsatzplus herauskam. Weil Merck seine Forschung- und Entwicklung aber in der Sparte intensiviert hat, erwirtschaftete die Sparte ein rückläufiges Ergebnis.

Dies hat vor allem damit zu tun, dass das Gesundheitsgeschäft derzeit der wichtigste Hoffnungsträger der Darmstädter ist. Denn die lange Zeit als mau geltende Pharmapipeline ist inzwischen wieder gut gefüllt. Die neuen Medikamente sollen früheren Angaben zufolge bis 2022 zusätzlich 2 Milliarden Umsatz bringen. Seine Hoffnung setzt Merck vor allem auf das Krebsmittel Avelumab (Markenname Bavencio) und Rebif-Nachfolger Cladribin, für den bald eine Zulassung in Europa kommen könnte.

Merck bestätigte zwar die Gewinnprognose für das laufende Jahr, ruderte aber bei den Erwartungen für den Umsatz zurück. Angepeilt werden beim Erlös nun 15,5 bis 15,7 Milliarden Euro. Die obere Spanne hatte bisher bei 16,0 Milliarden Euro gelegen. Das um Sondereffekte bereinigte Ebitda soll weiter zwischen 4,4 und 4,6 Milliarden Euro liegen./tav/jha/fbr

(AWP)