An der Börse kann die Geberit-Aktie damit den Steigerungslauf der letzten Wochen und Monate vorerst nicht fortsetzen. Zwar rückte der Kurs gleich zu Beginn erstmals in der Geschichte über die Schwelle von 600 Franken vor, doch gegen 09.30 Uhr verlieren die Papiere 3,4 Prozent auf 578 Franken. Der Gesamtmarkt sinkt um 0,1 Prozent.

Die Aktien von Geberit hatten in den Wochen vor Veröffentlichung des Umsatzes einen beeindruckenden Lauf. Insbesondere seit Mitte Dezember ist der Kurs steil angestiegen. Damals kostete eine Aktie um die 525 Franken. Angeheizt worden sei die Stimmung unter anderem von ermutigenden Wortmeldungen aus Analystenkreisen, heisst es im Handel. Nun dürften aber Anleger Gewinne ins Trockene bringen.

Der Zahlenausweis von Geberit kann sich aber durchaus sehen lassen. Dem Konzern gelang es im vergangenen Jahr beinahe die Umsatzdelle der ersten Hälfte, die von coronabedingten Baustellenschliessungen geprägt war, noch aufzuholen. Der Konzernumsatz ging um gut 3 Prozent zurück, wobei sich währungsbereinigt sogar ein Plus errechnet. Analysten hatten da im Durchschnitt mit einem leichten Rückgang gerechnet.

Der eigentliche Lichtblick - so ist man sich in Expertenkreisen einig - sind aber die Aussagen zur Margenentwicklung. Geberit selber rechnet neuerdings mit einer EBITDA-Marge in Höhe von rund 31 Prozent. Das wiederum liegt gut 100 Basispunkte über den entsprechenden Schätzungen.

Laut Martin Hüsler von der ZKB gelang es Geberit trotz der sehr anspruchsvollen ersten Jahreshälfte, in Lokalwährungen ein Umsatzwachstum sowie eine rekordhohe Marge zu erzielen. In schwierigen Zeiten kämen die Stärken des Geschäftsmodells von Geberit, wie etwa die Marktstellung, besonders zum Tragen. Hüsler sieht bei seinen Schätzungen nun für 2021 einen leichten Revisionsbedarf nach oben.

Etwas zurückhaltender ist Bernd Pomrehn von der Bank Vontobel. Er warnt, dass im Schlussquartal Vorbestellungen im Hinblick auf die Mehrwertsteuererhöhung geholfen und die Umsatzentwicklung begünstigt hätten. Doch auch Pomrehn zeigt sich von der hohen EBITDA-Marge beeindruckt. Geberit werde in den Kernmärkten weiterhin vom hohen Renovationsbedarf profitieren, ist er überzeugt.

Für Geberit werde mit Blick nach vorne und auf die Marge entscheidend sein, wie sich die Rohmaterialkosten weiter entwickeln werden, hält Jefferies-Analyst Priyal Woolf fest. An einer Telefonkonferenz sprach CEO Christian Buhl von zuletzt steigenden Rohmaterialkosten.

Derweil dürfte der Wechsel auf dem Stuhl des Finanzchefs laut Woolf ohne Probleme über die Bühne gehen, schliesslich bleibe dafür bis Ende 2021 genügend Zeit.

mk/yr

(AWP)