Der neue Vorstandschef Joachim Wenning sieht den Rückversicherer jetzt "auf einem sehr guten Weg", in diesem Jahr wie geplant einen Gewinn von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro zu erreichen. Analysten gingen zuletzt bereits von knapp 2,4 Milliarden aus. Selbst das wäre der vierte Gewinnrückgang in Folge: 2016 hatte die Munich Re 2,6 Milliarden Euro verdient, 2013 waren es noch 3,3 Milliarden.

AKTIE IM PLUS

Am Finanzmarkt sorgten die Nachrichten am Morgen zunächst im vorbörslichen Handel für Enttäuschung. Kurz nach Handelsöffnung lagen die Titel allerdings in einem schwachen Umfeld leicht im Plus.

Dass es im zweiten Quartal vergleichsweise gut lief, verdankte die Munich Re geringen Schäden aus Naturkatastrophen. Mit 66 Millionen Euro lag die Belastung nur ein Fünftel so hoch wie ein Jahr zuvor. Am teuersten schlug mit 25 Millionen Euro ein Gewittersturm zu Buche, der Anfang Mai in den USA gewütet hatte. Von Menschen gemachte Katastrophen kamen die Munich Re mit 187 Millionen Euro etwas billiger zu stehen als im Vorjahr - trotz des verheerenden Brands im Londoner Grenfell-Tower.

PREISKAMPF GEHT WEITER

Dem Konzern macht der seit Jahren anhaltende Preiskampf in der Rückversicherungsbranche zu schaffen. Bei der Vertragserneuerung im Juli gingen die Preise im Schaden- und Unfallgeschäft erneut um 0,4 Prozent zurück. Das seit Jahren herrschende Zinstief verhindert zudem, dass die Munich Re niedrige Prämieneinnahmen im grossen Stil mit Kapitalerträgen aufbessert.

Nachdem der Rückversicherer sein Ergebnis im zweiten Quartal 2016 mit dem Verkauf hochverzinster Anleihen nach oben getrieben hatte, brach das Kapitalanlageergebnis nun um fast ein Drittel auf 1,9 Milliarden Euro ein. Finanzchef Jörg Schneider versucht mit einer verstärkten Anlage in Aktien gegenzuhalten. Die Aktienquote bei den Kapitalanlagen stieg von Anfang bis Mitte 2017 von 5,0 auf 6,0 Prozent.

STEUERGUTSCHRIFT HILFT ERGO

Geduld braucht die Munich Re weiterhin bei ihrem Dauer-Sorgenkind Ergo. Die Erstversicherungstochter aus Düsseldorf steckt mitten in einer umfassenden Sanierung, die noch bis ins nächste Jahrzehnt dauern soll. Im zweiten Quartal kehrte Ergo dank einer Steuergutschrift mit 104 Millionen Euro in die Gewinnzone zurück. Ein Jahr zuvor hatte hier wegen des Sanierungsprogramms 17 Millionen Euro Verlust gestanden.

Im laufenden Jahr soll Ergo statt der bisher geplanten 150 bis 200 Millionen Euro jetzt 200 bis 250 Millionen Euro Gewinn einfahren. Allerdings musste die Munich Re ihre Erwartungen an die Lebens- und Kranken-Rückversicherung im gleichen Mass zusammenstreichen, so dass die Gewinnaussichten für den Konzern insgesamt unverändert bleiben./stw/she/fbr

(AWP)