"Die positive Trendwende im Mai hat wie erwartet zu einer deutlich besseren Ergebnisentwicklung im dritten Quartal geführt", erklärte Unternehmenschef Bernd Scheifele bei Vorlage der Quartalsbilanz am Mittwoch. Zudem sei es gelungen, den Anstieg der Energiekosten durch den flexiblen Einsatz unterschiedlicher Brennstoffe zu reduzieren. So habe HeidelbergCement in den USA viele Werke von Kohle auf Gas umgestellt.

"Das vierte Quartal wird noch einmal anspruchsvoll", räumte Scheifele während einer Telefonkonferenz ein. "Wir hatten aber mit dem Oktober einen guten Start." Dieser sei der stärkste Monat beim Zementabsatz für das Unternehmen überhaupt gewesen. Die Ziele für das Gesamtjahr 2017 bekräftigte Scheifele. Einige Analysten hatten zuvor damit gerechnet, dass HeidelbergCement seinen Ausblick kappt.

Auf die jüngste Geschäftsentwicklung von HeidelbergCement reagierten die Anleger nahezu euphorisch. Die Aktien des Baustoffkonzerns waren gleich zum Handelsstart um mehr als 5 Prozent nach oben geschossen und hatten gegen Mittag mit 89,42 Euro das höchste Kursniveau seit sechs Monaten erreicht. Zuletzt gewannen die Papiere 5,11 Prozent auf 89,10 Euro und kehrten damit den seit November laufenden Abwärtstrend um.

Die Gewinnentwicklung des Baustoffkonzerns habe wieder Schwung gewonnen, schrieb Analyst Phil Roseberg von Bernstein Research. Der Ausblick bleibe positiv, vor allem für die Märkte Nordamerika und Nordosteuropa. JPMorgan-Analyst Rajesh Patki gab allerdings zu bedenken, dass HeidelbergCement im Schlussquartal ein mindestens 10-prozentiges Wachstum auf vergleichbarer Basis benötige, um nur das untere Ende der Zielspanne für 2017 zu erreichen.

Von Juli bis September stieg der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 5 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro, wie die im Dax notierte Gesellschaft in Heidelberg mitteilte. Damit schnitt HeidelbergCement etwas besser ab als Experten erwartet hatten. Der Umsatz legte mit 4,6 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent zu.

Zum Zuwachs trugen eine gute Nachfrage aus dem Wohnungsbau in Deutschland und Schweden sowie Infrastrukturprojekte in Norwegen bei. Auch profitierte HeidelbergCement von Preiserhöhungen in den USA und Kanada. Das Indonesien-Geschäft litt hingegen weiterhin unter dem gestiegenen Wettbewerb. Zudem belastet der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine die Entwicklung in diesen beiden Länder.

Unter dem Strich blieb ein für die Aktionäre anrechenbarer Gewinn von 481 Millionen Euro. Das waren 42 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dazu beigetragen haben neben geringeren Finanzierungskosten auch Synergien aus der Italcementi-Übernahme sowie niedrigere Restrukturierungs- und Integrationskosten. HeidelbergCement hatte den italienischen Konkurrenten im dritten Quartal 2016 für rund 3,7 Milliarden Euro übernommen.

Das für 2017 angepeilte Synergieziel aus dem Zusammenschluss von 175 Millionen Euro hatte HeidelbergCement bereits nach sechs Monaten übertroffen. Nach neun Monaten lagen die Einsparungen schon bei 254 Millionen Euro. "Wir sind zuversichtlich, dass wir das Ziel für 2018 bereits Ende 2017 erreichen werden", sagte Scheifele. Das Unternehmen plant dann 470 Millionen Euro an Synergien zu heben. Dazu beitragen soll auch ein Stellenabbau. Der Konzern strich bereits bei Italcementi 3100 Arbeitsplätze, noch 1150 sollen folgen.

Für das laufende Jahr peilt HeidelbergCement weiterhin Zuwächse bei Umsatz und operativen Ergebnis (Ebitda) zwischen 5 bis 10 Prozent an. Der um Sondereffekte bereinigte Jahresüberschuss soll mehr als 10 Prozent zulegen. Dabei rechnet das Unternehmen etwa Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte heraus. 2016 hatte HeidelbergCement inklusive Italcementi eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von gut 17 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das bereinigte Ebitda hatte fast 3,2 Milliarden Euro und der bereinigte Gewinn 706 Millionen Euro betragen.

Zuversichtlich zeigte sich Konzernchef Scheifele vor allem für das Nordamerika-Geschäft. Für die Region West- und Südeuropa rechnet das Unternehmen ebenfalls mit einer positiven Entwicklung. Dabei geht HeidelbergCement insbesondere von einer robusten Konjunktur in Deutschland aus. Eine steigende Nachfrage nach Baustoffen erwarten die Heidelberger auch in Osteuropa dank der EU-Infrastrukturprogramme. Das Unternehmen rechnet mit einer Nachfragebelebung in Indonesien und einer Markterholung in China. Die Lage in der Ukraine bleibe schwierig. HeidelbergCement beschäftigt insgesamt gut 60 000 Mitarbeiter./mne/stk/das

(AWP)