An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Munich-Re-Aktie legte am Vormittag um eineinhalbProzent auf 242,20 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Titeln im Dax . Seit dem Jahreswechsel hatte das Papier eine Achterbahnfahrt hingelegt: Die Kursausschläge reichten von rund 219 Euro Ende Januar bis fast 270 Euro Anfang April. Derzeit wird die Aktie wieder etwa so teuer gehandelt wie zum Jahreswechsel. Bevor die Corona-Krise die Finanzmärkte im Februar 2020 erfasst hatte, war ihr Kurs in der Spitze noch auf 284 Euro geklettert.

Mit Blick auf die jüngsten Vertragsabschlüsse zum 1. Januar und 1. April sprach Jurecka von der "vielleicht besten Erneuerungsrunde" der vergangenen zehn Jahre. Für das laufende Jahr rechnet die Munich-Re-Führung jetzt konzernweit mit einem Anstieg der Beitragseinnahmen auf 57 Milliarden Euro - zwei Milliarden mehr als zuletzt in Aussicht gestellt.

So baute der Konzern sein Geschäftsvolumen in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zum 1. April um gut 17 Prozent aus. Bei der durchschnittlichen Preiserhöhung von 2,4 Prozent sei die erwartete Verteuerung von Versicherungsschäden schon herausgerechnet, erklärte Jurecka in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Daher dürfte sich die Marge des Konzerns in diesem Umfang verbessern.

Einen Vergleich mit den Angaben von Konkurrenten lehnte der Manager ab - denn jeder Rückversicherer berechne den Durchschnitt seiner Preissteigerungen nach seiner eigenen Methode. So hatte der kleinere Rivale Hannover Rück am Mittwoch von einer Preiserhöhung um fünf Prozent berichtet.

Rückversicherer verhandeln ihre Verträge mit Erstversicherern wie Allianz und Axa im Schaden- und Unfallgeschäft jedes Jahr neu - den Grossteil davon zum Jahreswechsel. Bestimmte Weltregionen und Geschäftsfelder sind zu anderen Stichtagen an der Reihe - zuletzt etwa Teile Asiens. Dabei seien die Preise für Rückversicherungsschutz in Japan teilweise deutlich gestiegen, berichtete die Munich Re. In anderen Regionen wie Europa, wo es geringere Schäden gegeben habe, seien die Erhöhungen nur gering ausgefallen.

Im ersten Quartal verdiente die Munich Re 589 Millionen Euro, nachdem der Gewinn ein Jahr zuvor wegen der Schäden durch die Corona-Pandemie auf 221 Millionen Euro abgesackt war. Allerdings fiel das Ergebnis nun etwas niedriger aus, als der Konzern im April in Aussicht gestellt hatte. Die Prämieneinnahmen stiegen konzernweit um zwei Prozent auf knapp 14,6 Milliarden Euro.

Diesmal kamen Naturkatastrophen den Rückversicherer teurer zu stehen als die Folgen der Pandemie. Allein wegen des heftigen Kälteeinbruchs in den USA verbuchte die Munich Re im ersten Quartal eine Belastung von 450 Millionen Euro. Die Corona-Pandemie schlug in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung mit 100 Millionen Euro negativ zu Buche - vor allem durch den Ausfall von Grossveranstaltungen.

In der Lebens- und Kranken-Rückversicherung fiel im Zusammenhang mit der Pandemie eine Belastung von 167 Millionen Euro an. So zahlen Versicherer im Mortalitätsgeschäft in den USA am Ende auf jeden Fall die zugesagte Leistung aus. Wie andere Rückversicherer hat auch die Munich Re solche Risiken von Erstversicherern rückversichert. Wenn in kurzer Zeit deutlich mehr Menschen sterben als üblich, sprengt dies die Kalkulation. Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität sind in den Vereinigten Staaten bisher mehr als 579 000 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

Unterdessen reichten die Beiträge in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung der Munich Re diesmal aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. So blieb die kombinierte Schaden-Kosten-Quote mit 98,9 Prozent unterhalb der kritischen 100-Prozent-Marke, nachdem sie ein Jahr zuvor mit 106 Prozent klar im roten Bereich gelegen hatte.

Gut lief es zudem bei der Erstversicherungstochter Ergo, die lange als Sorgenkind des Konzerns gegolten hatte. Mit 178 Millionen Euro verdiente das Düsseldorfer Unternehmen zweieinhalbmal so viel wie ein Jahr zuvor.

Wie teuer die Blockade des Suezkanals durch den havarierten Frachter "Ever Given" die Munich Re zu stehen kommt, konnte Jurecka nach eigenen Angaben noch nicht beziffern. Er rechne aber nicht damit, dass der Fall die Munich Re mehr als zehn Millionen Euro koste, sagte er. Der Einsturz einer Metro-Brücke in Mexiko in dieser Woche liege hingegen noch zu kurz zurück, um den Schaden einschätzen zu können./stw/ngu/zb

(AWP)