Der Baukonzern hat zwar den Umsatz um 8,1% 1,69 Mrd CHF gesteigert. Auf Stufe EBIT resultierten aber auch unter Ausklammerung von Amortisationskosten der jüngsten Übernahmen (exkl. PPA) gerade mal noch 0,1 Mio CHF, nach 31,5 Mio im Vorjahr.

Unter dem Strich resultierte gar ein sattes Minus von 11,9 Mio CHF (VJ +9,2 Mio). Ohne die vorgenommenen finanziellen Anpassungen hätte aber ein positives Ergebnis von 15,8 Mio CHF resultiert, betonte auch der CEO Anton Affentranger am Donnerstag vor den Medien.

NORWEGEN UND LETZIGRUND BELASTEN

Neben den Wertberichtigungen von 15 Mio CHF in Norwegen, wo das positive Momentum durch den als vermisst geltenden CEO von Implenia Norge, Stig Ingar Evje, ins Stocken geraten war, sorgte vor allem der nach zehn Jahren immer noch laufende Rechtsfall zwischen der Stadt Zürich und Implenia für Kosten im tiefen zweistelligen Millionenbereich. Der Letzigrund-Fall sei nun aber zumindest bilanztechnisch zur Seite gelegt worden, erklärte Affentranger.

"Die genaue Zahl wollen wir aber nicht bekannt geben, da dies unsere Position schwächen würde", so der CEO und ergänzte: "Wir haben aber genug von diesen Streitereien". Da man die Unsicherheit nicht mehr in der Bilanz haben wollte, kämpfe man zwar juristisch weiter, nehme aber den Abschreiber in Kauf, resümierte er. Gleichzeitig räumt Affentranger den Fehler ein, dass man die damaligen verlangten "über 1'000" Änderungen der Stadt nicht habe unterschreiben lassen.

Implenia zeige sich einer aussergerichtlichen Einigung aufgeschlossen, sei aber auch nach der Zurückweisung des Falls ans Zürcher Obergericht bereit, den Fall erneut vor dem Bundesgericht zu verhandeln. "Dabei geht es nicht nur um Implenia, sondern um die ganze Baubranche", so Affentranger.

RESTLICHE SEGMENTE AUF KURS

In den übrigen Geschäftsbereichen laufe es aber nach Plan, betont er. Das Segment Development habe erneut ein gutes Resultat erzielt und die volle Projektpipeline stimme auch für die zukünftige Entwicklung positiv. Der Bereich Buildings habe zudem erneut mit einem deutlich besseren operativen Ergebnis überzeugt. Die angestrebte EBIT-Marge von gut 2,5% sei fast erreicht worden und das Resultat belege den nachhaltigen Umschwung.

Das internationale Geschäft sei unter Ausklammerung von Norwegen ebenfalls klar besser gestartet als im Vorjahr. Dies gelte insbesondere für die Organisation in Schweden und für Implenia Construction in Deutschland. Das Management rechne daher für das zweite Halbjahr mit einem "deutlich stärkeren" Ergebnisbeitrag als im Vorjahr.

AUSWIRKUNGEN IM NÄCHSTEN JAHR SICHTBAR

Die operative Entwicklung der Gruppe sei demnach unverändert positiv. So liege beispielsweise der Auftragsbestand per Ende Juni 2017 mit rund 6,1 Mrd CHF klar über dem Vorjahreswert von 5,2 Mrd. Aufgrund der Abschreibungen rechnet Implenia für 2017 aber nur noch mit einem EBIT von knapp unter 100 Mio CHF. Vormals ging der Konzern noch von 140 bis 150 Mio CHF aus.

Das Management bestätigt zudem die zuvor genannten Mittelfristziele. Diese sehen weiterhin ein Top-line Volumen von rund 5 Mrd CHF und eine EBITDA-Marge zwischen 5,25 und 5,75% vor.

AKTIENKURS SACKT AB

An der Börse kamen die News dennoch nicht gut an. Die Aktien des Baukonzerns büssten in einem festeren Gesamtmarkt deutlich an Terrain ein. Analysten werteten zwar den hohen Auftragsbestand und die Cashflowentwicklung positiv, waren aber der Meinung, dass die gesenkte Guidance und das schleppende Norwegengeschäft schwerer wiegten.

Zum Schluss büssten Implenia satte 10,9% tiefer bei 62,00 CHF. Damit sind die Titel auf den Stand vom Juni 2016 zurückgefallen, nachdem sie davor in den letzten zwölf Monaten gut 5% gewonnen hatten.

sta/ra

(AWP)