Der Nettoumsatz legte von Juli bis September um 15% zu auf 4,71 Mrd CHF. Dabei ist Kühne+Nagel sowohl im See- wie auch im Luftfrachtgeschäft einmal mehr deutlich schneller als der Markt gewachsen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Vor allem das Luftfrachtgeschäft brummt. Die Innerschweizer transportierten hier rund ein Fünftel mehr als im dritten Quartal 2016.

Es blieb zugleich aber weniger hängen, der Rohertrag pro Tonne ging um 12% zurück. Der Grund: Seit Herbst letzten Jahres machen die stark gestiegenen Frachtraten der Branche zu schaffen. Logistikdienstleister wie Kühne+Nagel müssen den Reedern und Airlines mehr für den Transport bezahlen und können diese Kosten nur zeitverzögert an ihre Kunden weiterreichen. Ähnlich die Lage im Seefrachtgeschäft: Das Transportvolumen stieg um 7,7%, während der Rohertrag pro Tonne um 6,0% schrumpfte.

Auslöser für den Ratenanstieg war eine plötzliche Verknappung als Folge der Pleite der südkoreanischen Reederei Hanjin. Da Waren auf Luftfracht umdisponiert werden mussten, stiegen auch hier die Transportpreise.

MARGENDRUCK WEGER GESTIEGENER FRACHTRATEN

Beim Betriebsergebnis EBIT resultiert für das dritte Quartal ein Anstieg von 4,5% auf 233 Mio CHF, womit sich die entsprechende Marge auf 4,9% verringerte von 5,4% im Vorjahreszeitraum. "Da die Frachtraten im Vergleich zum Vorjahr viel höher sind, zeigt sich ein insgesamt leichter Margendruck, obwohl wir das Betriebsergebnis klar verbessern konnten", sagte dazu Finanzchef Markus Blanka-Graff gegenüber AWP. Die Preise hätten sich zuletzt weiter stabilisiert, fügte er an.

Der Margendruck zeigt sich vor allem im Seefrachtgeschäft, wo der EBIT um 7,6% auf 110 Mio CHF schrumpfte. Für das Transportgeschäft zur Luft weist Kühne+Nagel hingegen einen EBIT-Anstieg um 4,1% auf 76 Mio aus. Hier hat der Konzern allerdings auch in hochmargigen Bereichen zugelegt, wie dem Transport von Pharmaprodukten, für die spezielle Anforderungen beispielsweise an die Temperatur verlangt werden, sowie dem Transport von leicht verderblichen Waren wie Obst und Gemüse oder Schnittblumen.

Unter dem Strich resultiert ein den Aktionären anrechenbarer Reingewinn von 183 Mio CHF - ein Anstieg um 4,0%. Mit den Zahlen hat der Konzern die Analystenerwartungen beim Nettoumsatz und Rohertrag übertroffen, bei den Gewinnzahlen hingegen verfehlt.

ZUVERSICHTLICH FÜR JAHRESZIEL

Für das Gesamtjahr ist Kühne+Nagel "zuversichtlich, die gesteckten Renditeziele erreichen zu können". Die Konzernleitung hat sich für 2017 bekanntlich eine EBIT-Marge von mindestens 5% auf die Fahnen geschrieben. Hier ist man auf Kurs: Nach neun Monaten lag sie bei 5,1%.

An einem Investorentag im September verpasste sich Kühne+Nagel eine neues Mittelfristziel (bis 2022), demzufolge über die nächsten Jahren eine sogenannte Konversionsmarge auf Gruppenebene von über 16% erzielt werden soll. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres kam die Marge, die in der Branche eine wichtige Kennzahl für die Rentabilität ist, bei 13,3% zu liegen nach 14,0% im Gesamtjahr 2016.

AKTIE FÄLLT AUF HOHEM NIVEAU ZURÜCK

An der Börse standen die Kühne+Nagel-Aktien am Montag relativ stark unter Druck (-4,2% auf 170,00 CHF). Vor wenigen Tagen erreichten sie bei 181,40 CHF ein Allzeithoch.

Auch wenn die Zahlen auf den zweiten Blick gar nicht so schlecht seien, würden schon kleinere Enttäuschungen Kursrücksetzer auslösen, da die Aktie in der Bewertung ziemlich ausgereizt sei, so das Fazit eines Händlers.

cp/ys

(AWP)