KÖLN (awp international) - Beim Spezialchemie-Konzern Lanxess greift die Neuausrichtung. Nach einem operativen Gewinnsprung im dritten Quartal zeigte sich Konzernchef Matthias Zachert am Donnerstag bei der Zahlenvorlage mit Blick auf das Gesamtjahr erneut etwas optimistischer. "Wir haben den Schwung aus dem ersten Halbjahr in das dritte Quartal mitgenommen und belegen erneut die operative Stärke des 'neuen' Lanxess", sagte Zachert laut Mitteilung. Für das Schlussquartal sei wegen der üblichen Saisonalität aber mit einer im Vergleich zu den Vorquartalen "etwas gedämpfteren" Entwicklung zu rechnen.

Für das laufende Jahr legte Zachert die Latte erneut höher. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen dürfte auf 0,960 bis 1 Milliarde Euro klettern, nach 885 Millionen ein Jahr zuvor. Bisher hatte Zachert jeweils 30 Millionen weniger in Aussicht gestellt. Analysten rechnen derzeit im Schnitt mit gut einer Milliarde.

ERWARTUNGEN DER ANALYSTEN ÜBERTROFFEN

Höhere Absatzmengen und niedrigere Kosten sorgten im dritten Quartal für einen operativen Gewinnsprung. In allen Sparten verbesserte sich die Marge. Das Ebitda vor Sonderposten legte insgesamt um 9,4 Prozent auf 257 Millionen Euro zu. Der Umsatz sank hingegen wegen niedrigerer Verkaufspreise um 1,6 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieben beim MDax-Konzern 62 Millionen Euro hängen, nach 41 Millionen ein Jahr zuvor. Analysten hatten im Schnitt durch die Bank mit weniger gerechnet. Lanxess-Aktien legten auf der Handelsplattform Tradegate vor Börsenöffnung gut zwei Prozent zu.

Den mit einem Kautschuk-Gemeinschaftsunternehmen geschaffenen finanziellen Spielraum nutzten die Kölner zuletzt bereits für den grössten Zukauf ihrer Geschichte. Zachert setzte mit dem Zukauf Ende September nach langer Krise ein deutliches Zeichen der Stärke. Lanxess will den US-Konkurrenten Chemtura für 2,4 Milliarden Euro schlucken. Die Planungen für die Integration hätten begonnen, hiess es nun. Mit der Übernahme stellt sich der Konzern auf breitere Beine. Das Geschäft mit Additiven für Schmierstoffe und Flammschutzmittel soll so deutlich ausgebaut werden. Die Übernahme will Zachert Mitte 2017 abschliessen.

ABHÄNGIGKEIT VON KAUTSCHUK-GESCHÄFT REDUZIERT

Seit seinem Amtsantritt im April 2014 hat Zachert Lanxess durch einen Sanierungsprozess mit harten Einsparungen geschickt. Dabei gelang es ihm, die Abhängigkeit des Konzerns vom kriselnden Kautschuk-Geschäft zu reduzieren, indem er es in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem grössten Öl- und Energiekonzern der Welt, der saudischen Saudi Aramco, einbrachte. Die starke Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie hatte Lanxess als weltgrössten Hersteller von synthetischem Kautschuk zuvor in Bedrängnis gebracht.

Auch nach der Bildung des Gemeinschaftsunternehmens fliesst das Geschäft aber noch in die Bilanz der Kölner mit seinen rund 16 700 Mitarbeitern ein. Die Kautschuke werden in der Reifenindustrie, in der Automobilproduktion sowie für zahlreiche weitere Zwecke eingesetzt. Eine gute Nachfrage aus dem Automobilbereich in Asien habe im dritten Quartal zu höheren Absatzmengen geführt. Der durch niedrigere Rohstoffkosten bedingte Preisrückgang konnte dadurch aber nicht ausgeglichen werden. Lanxess ist aber auch ein wichtiger Lieferant für die Pharma- sowie Agrarindustrie und stellt Kunststoffe her./jha/zb/fbr

(AWP)