Obwohl das rückläufige US-Geschäft das Wachstumstempo 2017 drosselte, hat Lindt & Sprüngli erneut mehr verdient. Der Reingewinn erhöhte sich um 7,8% auf 452,5 Mio CHF. Gesteigert wurde auch die Marge auf Ebene Betriebsgewinn (Ebit) und zwar um 0,2 Prozentpunkte auf 14,6% - auch dank tiefer Kakaopreise.

Die Aktionäre sollen vom höheren Gewinn auch profitieren. Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung nämlich eine um 5,7% höhere Dividende, was bei der Namenaktie einem Betrag von 930 CHF und beim PS einem solche von 93,00 CHF entspricht.

Der Gegenwind auf den Märkten, gegen den schon Weisskopfs Vorgänger Ernst Tanner kämpfte, spitzte sich letztes Jahr weiter zu. In Europa kamen zum generell rückläufigen Schokoladenkonsum viele politische Unsicherheiten und geringes Wirtschaftswachstum hinzu. Obwohl die Konsumentenstimmung gedrückt war, legte Lindt & Sprüngli in Europa organisch 6,2% zu. Auf dem Heimmarkt resultierte ein Plus von 0,7%.

US-ABSATZKANÄLE LEIDEN WEGEN AMAZON

Optimistisch stimmt Weisskopf in Europa, wo der Konzern rund 47% des Umsatzes erzielt, dass der Premiummarkt wächst. Der Trend, lieber weniger, dafür von besserer Qualität gilt auch für den Sorgenmarkt Nordamerika, wo der Umsatz 1,6% schrumpfte. Die USA steuern gut 34% zum Gesamtumsatz bei und Kanada 5,8%.

"Wir sind nicht zufrieden mit dem USA-Geschäft", sagte Weisskopf. Zusätzlich zum Preisdruck von Hard- und Softdiscountern machte dem Konzern in den USA die Omnipräsenz von Amazon zu schaffen. "Der E-Commerce über Amazon schadet unseren wichtigsten Absatzkanälen, den Drogeriemärkten und Warenhäusern", sagte Weisskopf.

In den USA ist Lindt & Sprüngli mit den Linien Lindt und Ghirardelli im Marktdurchschnitt zwar gewachsen. Das süsse Geschäft versalzen hat jedoch die Praliné-Tochter Russel Stover, die vor vier Jahren übernommen wurde. Ihre Neuausrichtung dauert länger als erwartet. Immerhin sei der Absatz der zuckerfreien Schokolade, die Stover letztes Jahr mit Stevia lancierte, erfreulich, so Weisskopf.

Im Gegensatz zu den gesättigten Märkten des Westens geht in den jüngeren Lindt & Sprüngli-Märkten im Rest der Welt die Post ab. Noch steuern Länder wie Brasilien, China, Russland und Japan erst 12,8% zum Konzernumsatz bei. Allerdings war das Wachstum mit 12,4% überdurchschnittlich. Hier sieht Weisskopf grosses Potenzial.

INVESTITIONEN IN LINDT SHOPS

Um noch mehr Konsumenten zu erreichen, werden die Hälfte der für dieses Jahr geplanten 30 bis 40 neuen Lindt-Shops in der Region Rest der Welt eröffnet. Bereits 2017 kamen 50 neue Läden hinzu - insgesamt umfasst das Ladennetz 410 Shops.

"Es hat uns sehr weh getan, dass wir erstmals unsere Wachstumsprognose verpasst haben", sagte Weisskopf weiter. Insgesamt hat Lindt & Sprüngli den Umsatz 2017 um 4,8% auf 4,09 Mrd CHF erhöht - das organische Wachstum lag nur bei 3,7%. Diese Umsatzzahlen wurden bereits im Januar publiziert und verfehlten die Prognose von 6 bis 8 Prozent (organisch) klar.

Weisskopf betonte: "Der Standort Schweiz bleibt für uns absolut wichtig." Derzeit investiert der Konzern 30 Mio CHF in ein Kakao-Verarbeitungszentrum in Olten SO, wo Kakaobohnen für den Export verarbeitet werden.

Jährlich 10 Mio CHF investiert das Unternehmen in die Nachhaltigkeit. Inzwischen hat Lindt & Sprüngli 60'000 Bauern in Afrika und Lateinamerika ausgebildet. 79% der Bohnen können sauber zurückverfolgt werden. Beim Kakaobutter sollen dieses Jahr 20% rückverfolgbar sein.

FRAUENANTEIL SINKT

Im Verwaltungsrat von Lindt & Sprüngli steht ein Wechsel an. Petra Schadeberg-Herrmann, die seit 2014 im Gremium ist, steht nicht zur Wiederwahl zur Verfügung. Als Nachfolger schlägt der Verwaltungsrat an der Generalversammlung Silvio Denz vor. Der Unternehmer ist in den Bereichen Luxusgüter, Wein, Gastronomie, Hotellerie, Kunst sowie Immobilien tätig.

Zum Rückgang des Frauenanteils sagte Weisskopf: "Der Verwaltungsrat soll kein Herrengremium sein." Das Unternehmen habe zahlreiche Programme, um Frauen zu fördern.

Die Lindt-Papiere profitierten nicht vom Zahlenausweis: Die Namenaktie schloss mit 0,4% leicht tiefer bei 67'600 CHF, der PS verlor 0,6% auf 5'560 CHF, dies in einem leicht steigenden Gesamtmarkt (SPI +0,2%). Das positive Gesamtbild werde von der enttäuschenden Wachstumsprognose für das laufende Geschäftsjahr getrübt, hiess es u.a. Auch der am Morgen angekündigte Aktienrückkauf über 500 Mio CHF vermochte die Investoren nicht milder zu stimmen.

uh/mk

(AWP)