Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will bei seinem Antrittsbesuch in Washington Wege für eine Verständigung ausloten. "Ich möchte nicht, dass wir in einen Handelskrieg geraten zwischen Europa und den USA", sagte er am Sonntag vor dem Abflug zu einer Reise nach Washington in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".

Auf dem globalen Stahlmarkt gibt es hohe Überkapazitäten, die nach Branchenangaben etwa zur Hälfte aus China kommen. Diese Mengen werden zu teils sehr niedrigen Preisen in die Märkte gedrückt. US-Präsident Donald Trump hat nun zum Schutz heimischer Produzenten Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte angekündigt, die in die USA eingeführt werden. Allerdings wird hier nicht nach Herkunft unterschieden, so dass auch die Europäische Union betroffen wäre.

Deutschland und die EU wollen in Verhandlungen versuchen, diese Strafzölle noch zu verhindern. Altmaier plant am Montag und Dienstag Gespräche mit Vertretern der US-Regierung, unter anderem mit seinem Amtskollegen Wilbur Ross. Der CDU-Politiker betonte: "Ich möchte, dass wir in Deutschland weiterhin Stahl zu wettbewerbsfähigen Preisen produzieren. Und ich möchte, dass das auch in den USA möglich ist." Die Gefahr liege "bei denen, die zu Dumpingpreisen billigen Stahl aus Schrottwerken verkaufen".

Die Bundesregierung kämpft auch auf der G20-Ebene dafür, die USA vom Verzicht auf Strafzölle zu überzeugen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) landete am Sonntag in Buenos Aires, wo er bis Montag am G20-Treffen der Finanzminister der 20 wichtigsten Wirtschaftsmächte teilnimmt. Scholz will auch seinen US-Amtskollegen Steven Mnuchin treffen. Der Vizekanzler betonte, entscheidend seien nun Verhandlungen. Er sei Anhänger des freien und fairen Handels. "Das werde ich in Argentinien auch deutlich machen."

Der CDU-Aussenpolitiker Jürgen Hardt sprach sich für ein gemeinsames Vorgehen der EU mit den Vereinigten Staaten gegen China aus. "Natürlich werden wir den Amerikanern auch sagen, dass wir gemeinsame Massnahmen gegen unfaire Handelspraktiken aus China ergreifen könnten", sagte der aussenpolitischer Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion der Deutschen Presse-Agentur. "Die Hebelwirkung wäre eine ungleich grössere, weil die wirtschaftliche Macht sich quasi verdoppelt, wenn Nordamerika und Europa zusammenarbeiten."

Die US-Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium sollen an diesem Freitag in Kraft treten. Offiziell begründet Trump die Massnahme mit sicherheitspolitischen Interessen. Auch Treffen zwischen EU-Spitzenvertretern und der US-Regierung sind geplant. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte mit Gegenmassnahmen gedroht. Die Kommission prüft Importabgaben auf US-Waren wie Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter.

Hardt sagte, die EU habe eine klare Haltung: "Wir halten diese Zölle für ungerecht und auch die Begründung für nicht stichhaltig, Stahlimporte gefährdeten die nationale Sicherheit der USA." Die Zölle stünden nicht im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO.

EU-Gegenmassnahmen wären nur das letzte Mittel, sagte Hardt: "Wir sollten nicht eskalierend eingreifen, wenn wir erreichen wollen, dass der Export der Motor für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes bleibt." Dies könnte in eine Spirale wachsender Zölle führen. "Das halten wir für falsch und für schädlich. Wir sollten in erster Linie im Blick haben, was uns nützt." Unionsfraktionschef Volker Kauder betonte, die Europäer müssten mit den Amerikanern im Gespräch bleiben. "Auge um Auge, Zahn um Zahn - das bringt uns nicht voran", sagte er dem "Focus".

Hardt beklagte, Trump schätze multilaterale Strukturen leider eher gering ein. "Die Europäische Kommission aber sollte nachdrücklich in Washington vortragen, dass wir der Meinung sind, dass solche Fragen im Rahmen von Handelsverhandlungen und Handelsverträgen zu klären sind." Er hoffe, dass sich der US-Kongress möglicherweise in der Frage der Zölle gegen Trump positioniere. "Unter Senatoren und Abgeordneten gibt es ein grosses Interesse an Deutschland und auch ein grosses Interesse an unserer Sicht der Dinge. Das habe ich letzte Woche bei Gesprächen in Washington genau so erfahren."/sam/hoe/ir/DP/she

(AWP)