Unter dem Strich sackte der Reingewinn um 16% auf 663 Mio CHF ab. Das ist der schlechteste Reingewinn seit 2011, den der scheidende Migros-Chef Herbert Bolliger am Donnerstag auf seiner letzten Bilanzmedienkonferenz in Zürich bekannt geben musste. Damals hatte die Migros netto 659 Mio CHF verdient, allerdings bei weniger Umsatz.

Die Reingewinnmarge fiel im vergangenen Jahr auf 2,4%, was immer noch innerhalb der eigenen Zielbandbreite von 2 bis 4% sei, sagte Bolliger. Es ist aber auch die tiefste Marge seit über zehn Jahren.

DETAILHANDEL UNTER DRUCK

"Nach dem turbulenten Jahr 2015 mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses war das Geschäftsjahr 2016 nicht weniger herausfordernd", sagte der Migros-Chef, der Ende Jahr in Pension geht. Die Konsumenten hätten ein weiteres Mal von tieferen Preisen profitiert.

Das Nicht-Nahrungsmittelgeschäft (im Branchenjargon Nonfood genannt) in den Läden sei von Onlineanbietern massiv unter Druck gesetzt worden, sagte Bolliger: "Und der Einkaufstourismus stieg weiter an auf ein Niveau von 11 Mrd CHF."

Schuld an der Talfahrt des Gewinns sei, dass die Migros wegen des schlechten Geschäftsgangs Wertberichtigungen bei mehren Töchtern vornehmen musste. Insgesamt strich sich der Konzern 133 Mio CHF ans Bein. Der Löwenanteil entfiel auf das Departement Handel mit seinen zwölf Unternehmen, wie Finanzchef Joerg Zulauf erklärte.

So leidet beispielsweise der Buch-, Musik- und Gameverkäufer Ex Libris stark unter den sich verändernden Gewohnheiten der Konsumenten und unter der Onlinekonkurrenz. Die Umsätze mit Musik, Filmen und Computerspielen in den Läden schrumpfen ständig angesichts von Streamingdiensten wie Spotify oder Netflix. Der Umsatz von Ex Libris fiel im vergangenen Jahr um über 7 Prozent.

Bei Ex Libris werde das Ladennetz weiter überprüft, sagte Bolliger am Rande der Konferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda: "Ich gehe von weiteren Schliessungen aus."

WENIGER BETRIEBSGEWINN

Auch das Einrichtungshaus Interio, die Office-World-Gruppe und das Warenhaus- und Modeunternehmen Globus mussten teils deutliche Umsatzrückgänge hinnehmen. Diese gehören ebenfalls zum Departement Handel, das mit einem operativen Verlust von 87 Mio CHF noch tiefer in die roten Zahlen rutschte (Vorjahr -31 Mio CHF).

Insgesamt knickte der Betriebsgewinn (EBIT) des Migros-Konzerns um 7,2% auf 911 Mio CHF ein. Auch die Migrosbank verdiente wegen der tiefen Zinsen und Wertberichtigungen für Kredite weniger als im Vorjahr.

Der Reiseveranstalter Hotelplan konnte den operativen Verlust eindämmen, den ihm Goodwillabschreiber auf Übernahmen in England und Deutschland beschert hatten. Ohne Goodwillabschreiber hätte die Hotelplan-Gruppe Gewinn gemacht, sagte Zulauf: "Das Reiseunternehmen ist nach all den turbulenten Jahren wieder solide aufgestellt."

Zulegen beim operativen Gewinn konnte bei der Migros einzig der genossenschaftliche Detailhandel, der den EBIT von 534 Mio auf 542 Mio CHF verbesserte.

LEICHTE VERBESSERUNG ERWARTET

Der Internethandel im Konzern ist zwar stark gewachsen mit einem Umsatzplus von beinahe 16% auf knapp 1,9 Mrd CHF, wobei der Motor der Onlinehändler Digitec-Galaxus sei. Aber die massiven Investitionen in den Ausbau würden beim Profit zu Buche schlagen, sagte Zulauf.

Insgesamt habe sich die Migros in einem herausforderndem Marktumfeld gut behauptet und erneut Marktanteile gewonnen, sagte Bolliger. Der Umsatz des "orangen Riesen" legte um 1,2% auf 27,7 Mrd CHF zu, wie seit Januar bekannt ist.

Im laufenden Jahr 2017 rechne die Migros mit einem weiteren leichten Umsatzwachstum, sagte Bolliger. Der Einkaufstourismus dürfte auf dem hohen Niveau stabil bleiben.

Expandieren werde die Migros in ihrer Gesundheitsparte, wo sie die Gesundheitszentren Medbase und Santémed gekauft und die digitale Gesundheitsplattform Impuls lanciert hat. Diese machen mittlerweile 131 Mio CHF Umsatz. In der Romandie würden weitere Standorte eröffnet.

"Ich gehe mal davon aus, dass der Reingewinn wieder hoch geht. Wobei ich nicht so sicher bin, wohin die disruptiven Veränderungen in den Nonfood-Märkten noch führen werden. Ich würde niemals sagen, es werde keine Wertkorrekturen mehr geben", sagte Bolliger der sda. Sein Amt übergibt er nach 13 Jahren ab 2018 an den Romand Fabrice Zumbrunnen.

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(AWP)