Im August 2018 war der Milliardär bei dem schwächelnden Grosshändler Metro eingestiegen. Inzwischen hat sich EP über Aktienkäufe und Kaufoptionen den Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Anteile gesichert. Am Freitagabend unterbreitete Kretinsky dann den Metro-Aktionären ein freiwilliges Übernahmeangebot. EP bietet für die Stammaktien der Metro AG 16,00 Euro und für die Vorzugsaktien 13,80 Euro.

Das Angebot liegt damit zwar deutlich über dem Kurs der Metro-Aktie vor dem Bekanntwerden des Kretinsky-Einstiegs, aber nur geringfügig über dem letzten Börsenkurs am Freitag. Der Metro-Konzern sprach am Sonntag denn auch von einer erheblichen Unterbewertung und riet seinen Aktionären zunächst von einem Verkauf ihrer Anteilsscheine ab. Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) beurteilte das Übernahmeangebot als zu gering. Die Hoffnungen der Börse auf eine Nachbesserung des Angebots sind aber offenbar gering. Die Metro-Stammaktie notierte am Montag mehr oder weniger auf dem Niveau des Kretinsky-Angebots. Die Vorzugsaktie nur wenig darüber.

Metro-Grossaktionär Haniel bekräftigte am Montag, sein verbliebenes Paket von 15,2 Prozent der Metro-Aktien im Rahmen des Übernahmeangebots an Kretinsky verkaufen zu wollen. Ein Unternehmenssprecher betonte, Haniel halte den Preis für "äusserst fair und angemessen" und unterstütze die Pläne von Kretinsky.

Ein anderer Grossaktionär, die Meridian-Stiftung, will einem Zeitungsbericht zufolge hingegen an ihrem Anteil festhalten. Der Stiftung sei der von Kretinsky vorgeschlagene Preis pro Aktie zu niedrig, berichtete die "Waz" am Montag auf ihrer Internetseite unter Berufung auf informierte Kreise. Die Meridian Stiftung der Duisburger Händlerfamilie Schmidt-Ruthenbeck wolle sich dem Vernehmen nach aber auch aus grundsätzlichen Erwägungen nicht vom Engagement bei der Metro trennen. Die Familie fühle sich dem Grosshändler weiter verbunden, heisse es. Die Meridian Stiftung hält knapp 15 Prozent an dem Handelskonzern.

Der Milliardär plant nach eigenen Angaben die volle operative Kontrolle über die Metro zu übernehmen, um eine "klare Wachstumsstrategie" verfolgen zu können. Er macht sein Übernahmeangebot deshalb davon abhängig, dass er genügend Aktien angeboten bekommt, um einen Beherschungs- und Gewinnabführungsvertrag abzuschliessen. Dazu sind 75 Prozent des auf der Hauptversammlung vertretenen Kapitals notwendig.

Metro betrieb im vorigen Herbst 771 Märkte in 26 Ländern - davon waren 103 Standorte in Deutschland. Das Unternehmen ringt unter anderem mit Problemen bei der Supermarktkette Real und zurückgehenden Umsätzen in Russland. Die Metro AG war 2017 aus der Aufspaltung der Metro Group hervorgegangen, der andere Teil ist Ceconomy als Holdinggesellschaft der Elektronikeinzelhändler Media Markt und Saturn.

Im letzten Quartal hatten Abschreibungen auf Real den Handelskonzern tief ins Minus gedrückt. Metro will die Supermarkttochter zwar loswerden und spricht exklusiv mit einem Konsortium um den Hamburger Immobilienkonzern Redos. Aber bis jetzt gibt es noch keinen Verkaufsvertrag. "Der Verkaufsprozess von Real läuft unbeeinflusst von den gegenwärtigen Entwicklungen planmässig und geordnet weiter", betonte eine Metro-Sprecherin./rea/DP/he

(AWP)