Damit geht die Neuausrichtung des Wassergeschäfts weiter: Nestlé hatte vor kurzem den Verkauf des Wassergeschäfts in Nordamerika mit den regionalen Quellwassermarken, dem Geschäfts mit aufbereitetem Flaschenwasser sowie dem Getränkelieferdienst in den USA und Kanada für 4,3 Milliarden Dollar angekündigt. Stattdessen will sich der Westschweizer Konzern auf Premium-Wassermarken sowie auf lokales Mineralwasser beziehungsweise auf Innovationen, wie funktionelles Wasser, konzentrieren.

Beim funktionellem Wasser ist Nestlé mit dem Kauf von Essentia einen Schritt weitergekommen. "Damit können wir im Markt mit funktionellem Wasser eine wichtige Stellung einnehmen", sagte ein Nestlé-Sprecher auf Anfrage. Essentia-Wasser werde in über 90'000 Läden in den USA verkauft. Das Unternehmen sei die Nr. 1 im US-Markt mit ionisiertem, alkalischem Wasser. Der Gesamtmarkt mit stillem Premiumwasser in den USA werde auf 2,7 Milliarden Dollar geschätzt.

Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Essentia sei in den letzten Jahren steil gewachsen: Von 2018 bis 2020 habe das Unternehmen um 30 Prozent jährlich zugelegt, sagte der Nestlé-Sprecher. 2020 fuhr die Firma einen Umsatz von 192 Millionen Dollar ein. Weitere Angaben zu Gewinnzahlen wollte er nicht machen, nur soviel: "Wir erwarten eine gute Profitabilität."

Essentia beschäftige 190 Mitarbeiter. Das Führungsteam bleibe an Bord, sagte der Sprecher.

Keine Überraschung

Erst Mitte Februar hatte Nestlé angegeben, einen Käufer für sein nordamerikanisches Wassergeschäft gefunden zu haben. Mit den US-Finanzinvestoren One Rock Capital Partners und Metropoulos & Co. wurde eine Vereinbarung zur Übernahme von Marken wie Pure Life, Poland Spring und eine Reihe weiterer Marken in den USA sowie in Kanada unterzeichnet.

Der 4,3 Milliarden schwere Deal war keine Überraschung: Anfang Februar hatten Medien über exklusive Verhandlungen berichtet. Nestlé selber hatte die strategische Überprüfung des Wassergeschäfts in den USA und dessen möglichen Verkauf bereits im vergangenen Sommer angekündigt und einen Entscheid für Anfang 2021 in Aussicht gestellt. Bereits damals hiess es, dass auch Zukäufe geplant seien.

Wassergeschäft erfüllte Ansprüche nicht

An seinen Premium-Marken wie Perrier, S.Pellegrino und Acqua Panna hält Nestlé aber fest. Sie sind deshalb nicht Bestandteil des Deals. "Wir treiben die Umgestaltung unseres globalen Wassergeschäfts weiter voran und richten es auf langfristiges und profitables Wachstum aus", hatte Nestlé-Chef Mark Schneider im Februar erklärt.

Das Wassergeschäft gehört eigentlich zu den Produktkategorien, die Nestlé als wachstumsstark definiert hat. Doch diesen Anspruch hat die Sparte schon länger nicht einlösen können. Um das zu ändern, wollte sich Nestlé von Marken wie Pure Life oder Poland Spring trennen und stattdessen auf bekannte Premium-Marken wie Perrier oder San Pellegrino setzen. Ende August 2020 hatte Nestlé bereits das chinesische Wassergeschäft abgestossen.

(AWP)