"Es ist noch nichts in trockenen Tüchern", sagten involvierte Personen am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. "Nichts ist vereinbart, bis alles vereinbart ist, und die Verhandlungen laufen noch", war aus den Verhandlungskreisen zu vernehmen.

Etwas konkreter wird der Detailhändler Edeka aus Deutschland. "Wir sind in der letzten Woche vorangekommen, aber wir sind noch lange nicht am Ziel", sagte Edeka-Vorstandschef Markus Mosa am Dienstag in Hamburg. "Wir kommen voran und wir wollen auch den Streit beilegen, haben aber noch keine Einigkeit erzielt." Es gebe ein Angebot von Nestlé, aber das sei in dieser Form nicht akzeptabel.

Nestlé selbst und auch der Schweizer Detailhändler Coop erklärten auf Anfrage von AWP nur, man wolle sich zu den laufenden Verhandlungen "derzeit nicht weiter äussern".

KONFLIKT ZWISCHEN AGECORE UND NESTLÉ

Im schwelenden Konflikt verhandelt der grössten Nahrungsmittelhersteller der Welt mit dem europäischen Händlerverbund Agecore, der Zugeständnisse bei Preisen und Konditionen fordert, um so die Kosten beim Einkauf zu senken. In den Regalen von Coop sowie bei Coopathome fehlen derzeit deshalb rund 200 Nestlé-Produkte. Zu Agecore gehört nebst der deutschen Edeka und dem Schweizer Detailhändler Coop beispielsweise auch Intermarché aus Frankreich.

Zusammen wickeln die Mitglieder des Einkaufsclubs rund 2 Milliarden Euro Umsatz mit Nestlé ab. Zu den bekanntesten Marken des Unternehmens gehören Nescafé, Maggi, Thomy oder Vittel.

ANALYSTEN WARNEN VOR SIGNALWIRKUNG

Wären Nestlés Manager in zentralen Punkten tatsächlich zu Konzessionen bereit, so könnte dies laut Analysten eine teuer erkaufte Einigung sein. "Falls dies zutreffen sollte, wäre dies negativ für Nestlé und die gesamte Nahrungsmittelindustrie zu werten", schrieb beispielsweise der zuständige Analyst der Zürcher Kantonalbank.

Es würde sich nämlich um einen Beweis dafür handeln, dass Detailhändler trotz der wieder besser laufenden Konjunktur Nahrungsmittelproduzenten erfolgreich unter Druck setzen könnten. Diese Signalwirkung würde auch Detailhändler ausserhalb von Agecore dazu ermuntern, Konditionen neu auszuhandeln, urteilte der Analyst. Die Kantonalbank belässt ihr Rating der Nestlé-Aktie denn auch bei "Untergewichten".

MIGROS WILL EBENFALLS HART VERHANDELN

Dass der Analyst der Bank mit seinem Szenario durchaus recht haben könnte, zeigte eine Anfrage bei Coop-Konkurrentin Migros. Diese verkauft 80 Prozent Eigenmarken, aber auch etliche Nestlé-Marken.

Die Migros führe ihre Preis- und Sortimentspolitik unabhängig von ihren Mitbewerbern, erklärte Migros-Sprecher Luzi Weber auf Anfrage der Nachrichtengentur sda allerdings. Er betonte aber: "Die Migros verhandelt stets hart mit ihren Lieferanten, um ihren Kunden auch in Zukunft ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis bieten zu können."

Die Nestlé-Aktien tendierten am Dienstagnachmittag leicht positiv im Rahmen des Gesamtmarkts. So notierten die Titel um 14.40 Uhr um 0,6% im Plus - während der Gesamtmarkt SMI ebenfalls um 0,5% zulegte.

kw/jb

(AWP)