Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern verhandelt darüber exklusiv mit einem Konsortium um den schwedischen Finanzinvestor EQT und die Abu Dhabi Investment Authority (ADIA), wie er am Donnerstag mitteilte. Der Verkaufspreis beträgt 10,2 Milliarden Franken. Abgeschlossen werden soll die Transaktion in der zweiten Jahreshälfte; dann will Nestlé auch darüber informieren, was mit dem Verkaufserlös geschehen wird.

Überraschend kommt die Verkaufsankündigung nicht. Nestlé hatte bereits vergangenen September mitgeteilt, dass Optionen für die Sparte geprüft würden. Seither wurden in der Presse immer wieder Finanzinvestoren wie EQT als mögliche Käufer ins Spiel gebracht. Da die "Financial Times" am Vorabend bereits recht konkret über die Details des Deals schrieb, dürfte Nestlé sich denn auch für die Information der Öffentlichkeit bereits vor Abschluss des Deals entschieden haben.

EQT kein Unbekannter

EQT ist in der Schweiz kein Unbekannter. So haben die Schweden etwa 2016 Teile des früheren Reiseanbieters Kuoni übernommen und 2017 die deutsche Backwerk an den Kioskbetreiber Valora verkauft. Dass ein Finanzinvestor und nicht eine Handelsfirma bei Nestlé nun zum Handkuss kommt, dürfte laut Analysten damit zu tun haben: Nestlé will die ganze Sparte in einem Stück verkaufen - Handelskonzerne dürften dagegen eher an einzelnen Teilen interessiert gewesen sein, wie etwa an der Sparte rezeptpflichtige Medikamente oder der Konsumgüter-Division.

Die Nestlé-Hautpflegesparte, die ihren Hauptsitz in Lausanne hat, erzielte 2018 einen Umsatz von 2,8 Milliarden Franken und beschäftigt mehr als 5000 Mitarbeitende in 40 Ländern. Den Ursprung hat sie in der 1981 gegründeten Galderma, die seit 2014 im vollständigen Besitz von Nestlé ist. Eine bekannte Marke in der Schweiz ist etwa die Sonnencrème Daylong.

Die Sparte wurde in den letzten Jahren umgebaut und profitabler gemacht, zuletzt wuchs sie gar deutlich schneller als der Gesamtkonzern. Der geplante Verkauf wurde im letzten Herbst denn auch nicht mit ungenügenden Zahlen begründet, sondern damit, dass das künftige Wachstumspotenzial der Sparte "zunehmend ausserhalb der strategischen Grenzen der Gruppe" liege.

Handschrift von Schneider

Der neueste Milliarden-Deal trägt ganz klar die Handschrift von Konzernchef Mark Scheider. Seit er vor gut zwei Jahren den Chefposten bei Nestlé übernommen hat, weht dort ein anderer Wind. Der Deutsche will nicht nur mehr Wachstum und bessere Margen erzielen, sondern legt den Fokus des Konzerns auch verstärkt auf gesündere und nachhaltigere, aber auch wachstumsstarke Produkte. So wurden die Bereiche Kaffee, Wasser, Haustier- und Säuglingsnahrung als Wachstumskategorien definiert.

Seither bewegt sich der Konzern mit Riesenschritten in diese Richtung. So hat Nestlé etwa vor einem Jahr die Rechte zum Verkauf von Starbucks-Produkten für über 7 Milliarden US-Dollar übernommen. Weitere Milliarden-Transaktionen waren etwa der Kauf der kanadischen Atrium oder der Verkauf des US-Süsswarengeschäftes oder des Versicherungsgeschäftes Gerber. Der schon angekündigte Verkauf von Herta Charcuterie soll einen weiteren Milliardenbetrag einbringen.

Nestlé-Aktie auf Allzeithoch

Der Umbau beim weltgrössten Nahrungsmittel-Konzern kommt auch bei Investoren gut an. Die Nestlé-Aktie, die als sehr defensiver Wert gilt, hat in diesem Jahr bereits fast ein Viertel zugelegt und damit den Gesamtmarkt (SMI +12%) deutlich hinter sich gelassen. Die Aktie gewann am Donnerstag weitere 1,8 Prozent auf 100,42 Franken und schloss damit erstmals überhaupt bei mehr als 100 Franken.

uh/tt

(AWP)