Organisch, d.h. aus eigener Kraft, legte der Westschweizer Konzern um 2,8 Prozent zu. Alle Kategorien hätten positives Wachstum erzielt, vor allem Produkte für Heimtiere, Kaffee und Nestlé Health Science, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Die Analysten-Erwartungen gemäss AWP-Konsens waren bei 2,5 Prozent gelegen.

Dem organischen Wachstum wird in Investorenkreisen deutlich mehr Gewicht beigemessen als dem Umsatz in Franken, der auch von Wechselkursveränderungen sowie Zu- und Verkäufen beeinflusst wird. Er wurde für die Periode von Januar bis März mit 21,3 Milliarden Franken (+1,4%) ausgewiesen.

BEIM RIG "AM OBEREN ENDE DER INDUSTRIE"

Beim organischen Wachstum waren 2,6 Prozent auf Volumenwachstum (internes Realwachstum RIG) und lediglich 0,2 Prozent auf höhere Preise zurückzuführen. Beim RIG liege man weiterhin am oberen Ende der Lebensmittelindustrie, so Nestlé. Dass die Preiskomponente nur knapp positiv ausfiel, wurde vor allem mit der allgemeinen Preisentwicklung in Ländern wie Brasilien oder auch Russland erklärt.

Im Vergleich zum letzten Quartal hat sich das organische Wachstum nun zu Beginn des Jahres aber wieder relativ klar beschleunigt. Allerdings war der Wert mit 1,9 Prozent im vierten Quartal auch so tief wie noch nie in diesem Jahrhundert ausgefallen und ist entsprechend noch immer weit weg von der langjährigen Zielgrösse von 5 bis 6 Prozent.

Der seit gut einem Jahr amtierende CEO Mark Schneider sprach an einem Call für Investoren von einem "soliden Start" ins neue Jahr, wobei alle Regionen zum Wachstum beigetragen hätten. Das Volumenwachstum habe sich deutlich verbessert, die Preisanpassungen seien dagegen weiterhin gering geblieben. Vor allem auch mit der Entwicklung in China oder den USA zeigte er sich sehr zufrieden, während er in Bereichen wie Wasser oder Nutrition noch Verbesserungspotential sieht.

ZIELE FÜR 2020 IN REICHWEIT

Für das laufende zweite Quartal wollte CEO Schneider keinen Kommentar abgeben. Für das Gesamtjahr zeigte er sich allerdings zuversichtlich und bestätigte dabei die frühere Guidance (organisches Wachstum von 2-4%, Verbesserung der bereinigten operativen Marge gemäss den Zielen für 2020). Die Restrukturierungskosten für dieses Jahr sollten sich zudem wie bereits früher angekündigt auf rund 700 Millionen Franken belaufen. Leichter Rückenwind sollte zudem von der Rohstoffseite kommen.

Die Verhandlungen mit europäischen Detailhändlern über tiefere Einkaufspreise wollte Konzernchef Schneider eigentlich "nicht gross kommentieren". Er äusserte sich dann aber doch kurz dazu. Er bestätigte am Call, dass die Verhandlungen anhalten würden. Und er betonte dabei auch, dass Nestlé "keine einseitigen Konzessionen" machen werde, wenn man selber nichts davon habe.

Die Detailhändler verlangen bekanntlich tiefere Einkaufspreise und haben als Drohung gewisse Nestlé-Produkte aus den Regalen genommen bzw. diese auslaufen lassen und keine neuen bestellt. Zusammen wickeln die Mitglieder des Einkaufsclubs rund 2 Milliarden Euro Umsatz mit Nestlé ab.

Die Nestlé-Aktie reagierte verhalten positiv auf die Zahlen, wobei vor allem das etwas über den Erwartungen ausgefallene organische Wachstum positiv und die schwache Preisentwicklung eher als Enttäuschung aufgenommen wurde. Das Papier schloss 0,2 Prozent höher auf 75,40 Franken, dies in einem stagnierenden Gesamtmarkt.

uh/rw

(AWP)