"Für das laufende Geschäftsjahr planen wir mit mindestens 5 Prozent weiterem strukturellen Nettoerlöswachstum", sagte Weimer am Dienstagabend am Firmensitz in Eschborn bei Frankfurt. "Zudem erwarten wir insgesamt zumindest keinen weiteren zyklischen Gegenwind mehr." Der Überschuss soll nach seinen Worten um "mindestens 10 Prozent" zulegen.

Im vergangenen Jahr litt die Deutsche Börse unter hausgemachten Problemen wie der geplatzten Fusion mit der Londoner Börse sowie Insiderermittlungen gegen den damaligen Chef Carsten Kengeter. Erschwerend hinzu kam ein ungewöhnlich ruhiger Handel an den Finanzmärkten. Unter den ausbleibenden Gebühreneinnahmen stöhnten auch die Konkurrenten und viele grosse Banken.

Die Nettoerlöse stiegen letztlich um 3 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro. Die Wachstumsziele seien nicht ganz erreicht worden, sagte denn auch Finanzvorstand Gregor Pottmeyer, der dies bereits im Herbst angedeutet hatte. Das Schlussquartal brachte wie erwartet keine Belebung des Geschäfts - das Wachstum lag in der gleichen Grössenordnung wie im Gesamtjahr. Erst in den vergangenen Wochen waren die Aktienmärkte wegen Sorgen um schneller steigende Zinsen merklich in Bewegung geraten.

Den Überschuss konnte die Deutsche Börse im vergangenen Jahr dank Beteiligungserlösen und gesunkenen Kosten derweil um 21 Prozent auf 874 Millionen Euro steigern. Um Sondereffekte bereinigt lag das Plus bei 6 Prozent und damit ebenfalls unter der ursprünglichen Zielmarke. Die Aktionäre sollen am Abschneiden mit einer Dividende von 2,45 Euro beteiligt werden nach 2,35 Euro im Jahr zuvor. Analysten hatten bereits damit gerechnet, entsprechend wenig bewegte sich der Aktienkurs nachbörslich auf Tradegate.

Die Deutsche Börse wollte die Nettoerlöse im Gesamtjahr eigentlich um 5 bis 10 Prozent steigern. Der Überschuss sollte auf bereinigter Basis um 10 bis 15 Prozent höher liegen. Dies war bis dato auch mittelfristig die Richtschnur, wobei sich die Deutsche Börse am Dienstagabend nicht weiter dazu äusserte. Auf der Jahrespressekonferenz am Mittwochmorgen in Frankfurt dürfte sich ein Teil der Fragen nun darum drehen. Dann steht der Vorstand Rede und Antwort.

Weimer, ehemals Chef der HypoVereinsbank, hatte zum Jahreswechsel das Zepter von Kengeter übernommen, nachdem dieser Ende Oktober seinen Rücktritt angekündigt hatte. Hintergrund sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt. Die Strafverfolger werfen dem Manager vor, bei einem millionenschweren Aktiengeschäft im Dezember 2015 von Insiderwissen zum Fusionsplan mit der Londoner Börse profitiert zu haben. Als der Plan gut zwei Monate später öffentlich wurde, trieb das die Kurse in die Höhe. Aus dem Zusammenschluss wurde letztlich nichts./das/he

(AWP)