Zuvor hatte die australische Fluggesellschaft Qantas bei drei ihrer Maschinen Haarrisse entdeckt. Die Risse lagen an einer Stelle, an der die Tragflächen am Rumpf befestigt sind. Im Luftfahrt-Jargon nennt man diese Teile "Pickle Forks", weil sie an Gurkengabeln erinnern. Die betroffenen Maschinen seien aus dem Verkehr gezogen worden, hiess es. Insgesamt sollen nun 33 Maschinen im Bestand von Qantas noch vor der üblichen Inspektionsfrist kontrolliert werden.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte den Betreibern der 737 NG vor einigen Wochen entsprechende Checks ab einer bestimmten Zahl Flugzyklen vorgeschrieben. Der Ferienflieger Sunexpress, der zur Lufthansa und der Fluggesellschaft Turkish Airlines gehört, hat 65 Maschinen der Reihe in der Flotte, von denen der Sprecherin zufolge 20 untersucht werden mussten.

Tuifly, die deutsche Fluglinie des Reisekonzerns Tui, betreibt 39 Jets des Typs. Viele davon seien noch gar nicht so alt, dass sie unter diese Checks fielen, sagte der Sprecher. Im Ferienfluggeschäft würden die Maschinen viel weniger geflogen als bei Billigfliegern in den USA. "Dadurch sind unsere Flugzeuge viel weniger beansprucht."

Europas grösster Billigflieger Ryanair , dessen Flotte ebenfalls komplett aus 737-NG-Maschinen besteht, hatte sich bereits zuvor trotz der Nachrichten aus Australien entspannt gezeigt: "Ryanair überprüft ihre Flugzeuge weiterhin in Übereinstimmung mit den Lufttüchtigkeitsanweisungen und erwartet keine Auswirkungen auf unsere Verbindungen oder Flottenverfügbarkeit."

Die Boeing 737 NG ist das Vorgängermodell der 737 Max. Die 737-Max-Modelle sind seit Mitte März wegen zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten mit Flugverboten belegt. Als eine entscheidende Unglücksursache gilt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm von Boeing. Ob und wann die Maschinen wieder abheben dürften, ist von internationalen Aufsichtsbehörden abhängig und derzeit unklar.

Tuifly und Sunexpress hätten in diesem Jahr auch ihre ersten Jets vom Typ 737 Max erhalten sollen, doch dann verhinderte das Flugverbot die Auslieferung. Die fehlenden Flugzeuge für die wichtige Sommersaison mussten sich beide Airlines daher samt Besatzungen von anderen Fluggesellschaften mieten. Die hohen Kosten dafür zehren bei Tui kräftig am Gewinn. Sunexpress macht dazu keine Angaben.

Im Gegensatz zu Tuifly, Sunexpress und Ryanair setzen die Fluggesellschaften Easyjet , Condor und Laudamotion sowie die Lufthansa samt Eurowings auf der Kurz- und Mittelstrecke auf das Konkurrenzmodell Airbus A320 und dessen Neuauflage A320neo. Die Lufthansa hat ihre letzte Boeing 737 bereits vor einigen Jahren aus ihrer Flotte verabschiedet./stw/DP/jha

(AWP)