Die FDA hatte Ende Dezember die Prüfungsfrist zunächst verlängert. Der Grund für diese Verzögerung waren zusätzliche Daten über den kommerziellen Herstellungsprozess, die Roche bei der Behörde noch eingereicht hatte. Der nun erfolgte Zulassungsentscheid basiere auf den Ergebnissen der OPERA und ORATORIO-Studien, teilt Roche am Mittwoch mit.

NEUE ÄRA FÜR MS-PATIENTEN

In der Indikation PPMS hatte die US-Gesundheitsbehörde bereits im Februar 2016 den Status Therapiedurchbruch erteilt. Ocrevus ist das erste Mittel gegen PPMS, das diesen Status erhalten hatte. Laut Roche gibt es bislang kein zugelassenes Medikament gegen diese schwere Form von MS. PPMS ist durch einen kontinuierlich fortschreitenden Verlauf ohne akute Schübe oder Zeiten mit nachlassenden Symptomen (Remissionen) gekennzeichnet.

"Die Zulassung von Ocrevus läutet für Patienten mit Multipler Sklerose eine neue Ära ein", wird Sandra Horning, Leiterin der globalen Produktentwicklung, in der Mitteilung zitiert. "Wir glauben, dass Ocrevus, wenn es alle sechs Monate verabreicht wird, das Potenzial hat, den Krankheitsverlauf für die betroffenen Patienten zu verändern." Gleichzeitig stelle Ocrevus aber auch einen wissenschaftlichen Fortschritt dar.

Wie das Roche-Management um CEO Severin Schwan Anfang Februar bei der Zahlenvorlage angekündigt hatte, könnte das Mittel noch im April lanciert werden.

MEDIKAMENT MIT BLOCKBUSTER-POTENZIAL

Was das Marktpotenzial betrifft, sind sich Analysten nicht ganz einig. Ihre Schätzungen reichen von 3,5 bis 5 Mrd CHF jährlich. Wie aber etwa Analyst Philippe Lanone von Natixis betont, dürfte Ocrevus die grösste Markteinführung für Roche in diesem Jahr sein. Er gehe davon aus, dass das Mittel eine starke Marktposition erlangen werde. Nachdem auch die wichtige Aphinity-Studie positiv ausgefallen war, sollte das Sentiment Roche gegenüber klar freundlich sein.

Analysten anderer Häuser wie etwa von Jefferies äussern sich in ersten Kommentaren ebenfalls positiv. Bei Bryan Garnier nutzt der zuständige Analyst die Gelegenheit, seinen Fairen Wert für die Genussscheine auf 285 von zuvor 280 CHF anzuheben.

An der Börsen bleibt die Reaktion allerdings eher wohl temperiert, wie das Kursplus von 0,4% gegen 9.30 Uhr zeigt. Damit gewinnen die Bons nur marginal mehr als der Leitindex SMI, der zeitgleich um 0,32% höher steht.

hr/cf

(AWP)