Asien mit seinen boomenden Grossstädten war für alle Lift- und Rolltreppenhersteller 2016 weiterhin von zentraler Bedeutung. In der Region wurden gut drei Viertel aller weltweit neu installierten Anlagen verkauft. Doch ausgerechnet der mit Abstand wichtigste Markt in der Region, China, entwickelte sich rückläufig.

Schindler-CEO Thomas Oetterli schätzt, dass in China insgesamt 6% bis 7% weniger Lifte und Rolltreppen verbaut wurden als im Vorjahr. Dies führte zu einer Schrumpfung des Weltmarktes um 4%. Ausserdem leidet die Branche im Reich der Mitte unter beträchtlichem Preisdruck.

GEWINN PROFITIERT VON SONDEREFFEKTEN

Im Schindler-Jahresabschluss hat sich dies auf den ersten Blick nicht niedergeschlagen. Der Auftragseingang nahm um 4,1% auf 10,37 Mrd CHF (+4,6% in Lokalwährungen) zu und der Umsatz um 3,1% auf 9,68 Mrd CHF (+3,6%). Beides sind Höchstwerte in der Firmengeschichte.

Auch bei der Profitabilität hinterliess die China-Schwäche keine offensichtlichen Spuren. Der EBIT nahm um 13% auf 1,13 Mrd CHF zu und der Reingewinn um 10% auf 823 Mio CHF. Hier schlugen sich zwar auch Sondereffekte nieder, insbesondere der Verkauf des Japan-Geschäfts und ein Effekt aus dem Verkauf der Beteiligung am IT-Distributor Also. Doch auch ohne diese Effekte wäre die operative Rentabilität verbessert worden (EBIT-Marge: 11,5% nach 11,0%)

BESSER ALS DER MARKT IN CHINA

Schindler hat sich 2016 in China relativ gut entwickelt, hiess es zur Begründung. "Wir haben den Markt geschlagen", sagte CEO Oetterli. Alle Segmente seien, was die verkauften Einheiten betrifft, gewachsen. Gut sei insbesondere der Bestellungseingang bei Grossprojekten gewesen, etwa bei Projekten für den öffentlichen Verkehr. Gar als "exzellent" bezeichnete der Konzernchef das Wachstum im Servicegeschäft, das von der inzwischen grösseren installierten Basis profitiere.

Oetterli betonte jedoch, dass auch andere Weltgegenden wichtige Beiträge geliefert hätten. Europa bezeichnete er dabei sogar als "aufgehenden Stern". Hier sieht er auch in Zukunft Chancen durch die Modernisierung von bestehenden Anlagen. Laut dem CEO sind etwa 50% der Anlagen in Europa und Amerika seit über 20 Jahren in Betrieb - und somit Kandidaten für eine Modernisierung.

RELATIV OPTIMISTISCH

Im laufenden Jahr soll sich die Entwicklung von 2016 wiederholen. Es wird erneut ein Umsatzwachstum von 3% bis 5% (in Lokalwährungen) angepeilt, wobei mit einem stagnierenden Weltmarkt für neue Lifte und Rolltreppen gerechnete wird, wie CFO Erich Ammann sagte.

Für den chinesischen Markt ist das Management dabei relativ optimistisch. "Die makroökonomischen Daten sind vielversprechend", sagte CEO Oetterli. Er rechne mit einer Abschwächung des Marktes für neue Anlagen um nur noch bis zu 3%. Und auch der Preisdruck werde voraussichtlich nachlassen. Eine Prognose zum Jahresgewinn will das Management erst in einem halben Jahr abgeben.

An der Börse schlossen die Schindler-Valoren am Mittwoch 1,3% fester auf 193,50 CHF. Erfreut zeigen sich die Investoren neben dem relativ guten Geschäftsgang über die Ausschüttungspolitik. So soll nicht nur die ordentliche Dividende auf 3,00 CHF je Namenaktie und Partizipationsschein erhöht werden (VJ 2,70). Zusätzlich soll eine ausserordentliche Dividende von 2,00 CHF ausbezahlt werden, was mit dem Abbau der Beteiligung an Also begründet wurde.

Die Beteiligung am IT-Distributor wurde 2016 von knapp 28% auf 7,6% reduziert und seither weiter auf 5,6% (per Ende Januar). Das Unternehmen will sich bekanntlich vollständig vom Engagement trennen. Ein "eher positiver Effekt" auf das Finanzergebnis im laufenden Jahr sei denkbar, sagte CFO Ammann dazu.

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(AWP)