Dabei rechnet Siemens Energy nun mit einem Umsatzplus von drei bis acht Prozent. Zuvor hatte das Management auch wegen der Unsicherheit über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie eine sehr breite Spanne von zwei bis zwölf Prozent abgegeben. Hinzu kommt, dass der zum Konzern gehörende Windanlagenbauer Siemens Gamesa kürzlich ebenfalls das obere Ende seiner Umsatzprognose gesenkt hatte, weil es zu Verzögerungen und Projektverschiebungen in von Covid-19 stark betroffenen Märkten Indien und Brasilien kommt. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge (Ebita) sieht Siemens Energy dagegen weiter bei drei bis fünf Prozent.

Im zweiten Quartal (per Ende März) verzeichnete Siemens Energy einen massiven Anstieg des Neugeschäfts, dank zahlreicher Neuaufträge bei Siemens Gamesa. Der Auftragseingang des Konzern erhöhte sich daher um fast 40 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. Hingegen sank der Umsatz um 4,4 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro, was neben negativen Währungseffekten an sinkenden Erlösen bei Gas & Power lag. Dieses beinhaltet unter anderem das Kraftwerksgeschäft und befindet sich derzeit im Umbau.

Die Profitabilität konnte Siemens Energy deutlich verbessern. So verzeichnete der Konzern erheblich geringere Belastungen durch Sondereffekte als im Vorjahr. Zwar stiegen die Restrukturierungskosten deutlich, jedoch wirkten sich Portfolioeffekte positiv aus. So hatte Siemens Energy etwa angekündigt, das Geschäft mit sogenannten aeroderivativen Gasturbinen - die in der Bauweise Flugzeugtriebwerken nachempfunden sind - zurückzufahren. Im Vorjahr hatte das Management hohe Abschreibungen auf das Geschäft vornehmen müssen. Unter dem Strich kehrte ŽSiemens Energy in die Gewinnzone zurück. Nach Minderheitsanteilen lag der Nettogewinn bei 24 Millionen Euro. Im Vorjahr war ein Verlust von 103 Millionen Euro angefallen.

Auch operativ konnte sich Siemens Energy verbessern. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) vor Sondereffekten stieg um knapp 44 Prozent auf 288 Millionen Euro. Die entsprechende Marge verbesserte sich um 1,5 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent. Auf der Ergebnisseite übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Analysten. Beim Umsatz hatten sich die Marktexperten jedoch mehr erhofft.

Konzernchef Christian Bruch hat sich die Verbesserung der Profitabilität auf die Fahne geschrieben. Dabei krempelt er das Unternehmen kräftig um. Siemens Energy orientiert sich dabei am Wandel des Energiemarktes hin zu erneuerbaren Energien. So hat das Unternehmen angekündigt, sich nicht mehr an Neuausschreibungen für Kohlekraftwerke zu beteiligen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Gasgeschäft. Der Gasmarkt steht seit Jahren unter Druck, der Preisverfall insbesondere für grosse Gasturbinen setzt dem Unternehmen zu.

In der Sparte Gas and Power, die unter anderem das klassische Kraftwerksgeschäft beinhaltet, sollen 7800 Arbeitsplätze bis 2025 wegfallen. Standortschliessungen soll es dabei möglichst nicht geben. Der Abbau ist Teil der Bestrebungen, die Kosten im Geschäft mit fossilen Energien mindestens um weitere 300 Millionen Euro zu senken.

Zudem will Bruch die Struktur des Unternehmens vereinfachen. Die beschlossenen Massnahmen reichen von Einsparungen bei externen Dienstleistern und im Einkauf über eine optimierte Logistik bis zur deutlichen Vereinfachung der IT-Landschaft.

Mit den Plänen will Bruch die Wettbewerbsfähigkeit von Siemens Energy steigern und zudem Mittel für Investitionen in zukunftsfähige Projekte freischaufeln, etwa im Bereich Wasserstoff, auf den auch Bruch grosse Hoffnungen setzt./nas/he

(AWP)