Die Aktien der Deutsche Wohnen konnten ihren jüngsten Abwärtstrend nach der Zahlenvorlage erst einmal stoppen. Zuletzt legten sie rund 1,6 Prozent zu. Für den Branchenexperten Thomas Rothäusler vom Analysehaus Jefferies untermauert der starke Start in das Jahr 2021 die Jahresziele des Unternehmens, die bereits auf der Aufhebung des Berliner Mietendeckels basieren.

Jüngst hatte das Bundesverfassungsgericht das seit mehr als einem Jahr geltende Berliner Mietendeckel-Gesetz in einem Beschluss für nichtig erklärt. Unter anderem hatten Vermieter in dieser Zeit ihre Mieten zum Teil deutlich senken müssen. Nun können sie diese wieder auf das ursprüngliche Niveau erhöhen. Die Deutsche Wohnen hat bereits angekündigt, auf Nachforderungen an Mieter nicht zu verzichten.

Von den Nachzahlungen seien rund 60 000 Mieter der Deutsche Wohnen betroffen, sagte Unternehmenschef Michael Zahn in einer Telefonkonferenz. Im Schnitt müssten betroffene Mieter für die Zeit 430 Euro nachzahlen.

Um der Corona-Pandemie und dem Urteil zum Mietendeckel Rechnung zu tragen, habe die Deutsche Wohnen allerdings entschieden, im laufenden Jahr keine Mieterhöhungen umzusetzen, sagte Zahn. Dem Konzern gehören in Deutschland rund 154 600 Wohnungen. Rund drei Viertel davon stehen in Berlin. Wie in vielen Ballungsräumen sind die Mieten dort in den vergangenen Jahren besonders stark gestiegen.

Das Problem der Wohnungsknappheit werde nicht mit der Verstaatlichung von Wohnimmobilienkonzernen gelöst, wie es einige Politiker fordern, sagte Zahn. Vielmehr müsse neuer Wohnraum geschaffen werden. Deutsche Wohnen werde über die Immobilien-Plattform Quarterback, an der das Unternehmen mit rund 40 Prozent beteiligt ist, in den kommenden Jahren rund 18 000 Wohnungen in Berlin, Dresden, München, Frankfurt und Stuttgart bauen. Rund die Hälfte davon seien für das Portfolio der Deutsche Wohnen bestimmt.

Positiv wertet das Management, dass der Berliner Senat den bestehenden Mietspiegel per Index fortschreiben will. Dieses Vorgehen gebe Mietern und Vermietern kurzfristig eine verlässliche und planbare Perspektive, sagte Vorstand Lars Urbansky. Zudem könne eine indexierte Miete ein richtiger Ansatz sein, um bundeseinheitliche und nachvollziehbare Standards zu erreichen.

Die Deutsche Wohnen wird nach eigenen Angaben den Berliner Mietspiegel so wie bisher für die Überprüfung der Miethöhe heranziehen. Das Unternehmen verzichte dabei weiterhin auf andere zulässige Begründungen bei Mietanpassungen wie die Mieten von Vergleichswohnungen.

Der operative Gewinn (Funds from Operations 1, kurz FFO1) wuchs in den ersten drei Monaten um 8,8 Prozent auf 154,8 Millionen Euro. Das Periodenergebnis betrug 199,7 Millionen Euro. Das waren fast 60 Prozent mehr als im Vorjahr, was unter anderem an Bewertungseffekten lag. Für das laufende Jahr erwartet der Konkurrent von Vonovia , LEG Immobilien und TAG Immobilien weiterhin einen operativen Gewinn etwa auf dem Niveau des Vorjahres./mne/stw/fba

(AWP)