Der bereinigte Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) legte um 9,4 Prozent auf 161 Millionen Franken zu, wie Sunrise am Mittwoch bekannt gab. Das Plus ist allerdings hauptsächlich einer Änderung der Buchführung für operatives Leasing (IFRS 16) zu verdanken. Auf vergleichbarer Basis wäre der EBITDA im dritten Quartal um 2 Prozent gestiegen.

Unter dem Strich erzielte Sunrise einen Gewinnsprung. Der Reingewinn kletterte um gut die Hälfte auf 48 Millionen Franken. Das markante Plus beim Reingewinn sei auch einer Reduktion der der latenten Steuerverbindlichkeiten zu verdanken, schrieb Sunrise.

Damit hat Sunrise die Erwartungen der Finanzgemeinde beim Umsatz und Reingewinn übertroffen, beim Betriebsgewinn knapp erfüllt. Analysten hatten im Schnitt gemäss der Nachrichtenagentur AWP mit einem Umsatz von 467 Millionen Franken und einem bereinigten EBITDA von 163 Millionen Franken gerechnet. Beim Reingewinn hatten sie lediglich 26 Millionen Franken prognostiziert.

Geschäft läuft rund

Die Steigerung auf allen Ebenen gelang dank dem gut laufenden Geschäft mit Mobilfunk-Abos, Internet, TV und Geschäftskunden. Man habe überall Kunden gewonnen. Am deutlichsten war die Steigerung bei den Handyabos: Hier hat Sunrise im dritten Quartal 41'400 Neukunden angelockt. Mittlerweile hat der Telekomanbieter 1,85 Millionen Mobilfunk-Abokunden. Das sind gut 7 Prozent mehr als Ende 2018.

Dagegen ging es bei den Prepaid-Kunden bergab. Hier schrumpfte die Zahl um knapp 13 Prozent auf 591'000 Nutzer. Dagegen gelang eine Steigerung bei der Festnetztelefonie (+8 Prozent), im Internet (+9,1 Prozent) und TV (+14,4 Prozent).

Jahresziele bestätigt

Trotz des Wachstums im Sommer sank der Gesamtumsatz in den ersten neun Monaten um 1,1 Prozent auf 1,375 Milliarden Franken. Der Betriebsgewinn kletterte um 11 Prozent auf 463 Millionen Franken. Und der Reingewinn verbesserte sich auf 111 Millionen Franken nach 72 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Für das Gesamtjahr bestätigt der Telekomkonzern sein Umsatz- und EBITDA-Ziel. Nach wie vor peilt Sunrise einen Umsatz zwischen 1,86 und 1,90 Milliarden an. Der EBITDA (ohne IFRS-16-Effekt) soll 618 bis 628 Millionen Franken erreichen. Bei den Investitionen werden wie bisher 420 bis 460 Millionen in Aussicht gestellt.

Sollten die Ziele erreicht werden, will Sunrise für das Gesamtjahr eine Dividende von 4,35 bis 4,45 Franken pro Aktie zahlen. Dies wären mehr als im Vorjahr (4,20 Franken).

Strafzahlung und Zusatzkosten

Überschattet wurde der Geschäftsverlauf aber vom gescheiterten Kauf der Kabelnetzbetreiberin UPC für 6,3 Milliarden Franken. Sunrise hat am Vortag den Kaufvertrag mit UPC-Besitzerin Liberty Global endgültig gekündigt. Dafür muss Sunrise nun 50 Millionen Franken Strafe an Liberty zahlen.

Sunrise erwartet überdies Zusatzkosten von insgesamt 70 bis 75 Millionen Franken. Diese würden sich aus Zeichnungsgebühren (19 Millionen), Beratungs- und Rechtskosten sowie bereits angefallenen Integrationskosten (24 Millionen Franken) zusammensetzen.

Damit beliefen sich die gesamten einmaligen Kosten für den UPC-Deal auf 120 bis 125 Millionen Franken. Davon seien 27 Millionen Franken bereits in der Rechnung der ersten neun Monate 2019 enthalten, hiess es weiter. Somit fallen noch Kosten von 93 bis 98 Millionen Franken zur Verbuchung an.

Am 22. Oktober hatte Sunrise die für die UPC-Finanzierung nötige ausserordentliche Generalversammlung in letzter Minute abgesagt. Der Widerstand der Sunrise-Aktionäre war zu gross geworden. Das Nein-Lager sei "klar grösser als 50 Prozent" gewesen, erklärte Sunrise damals. Damit scheiterte die grösste Übernahme der Schweizer Telekomgeschichte.

An der Spitze des Widerstands stand der grösste Sunrise-Aktionär, Freenet, der 24,5 Prozent an Sunrise besitzt. Freenet-Chef Christoph Vilanek kritisierte den Kaufpreis und die dazu nötige Kapitalerhöhung als zu hoch. Auch die Struktur des Deals sei nachteilig für die Sunrise-Aktionäre. Zudem sah er den strategischen Sinn der Übernahme nicht mehr.

jb/uh

(AWP)