Sorgen bereitet der Schweizer Strommarktbetreiberin weiterhin das fehlende Stromabkommen mit der EU. Das positive Ergebnis erzielte Swissgrid bei einem Nettoumsatz von 588,2 Millionen Franken (2019: 672,7 Millionen) und einem Betriebsaufwand von 224,8 Millionen Franken (2019: 200,9 Millionen Franken), wie Swissgrid am Mittwoch anlässlich ihrer Bilanzmedienkonferenz mitteilte. Grund für das Jahresergebnis sei hauptsächlich das im Vergleich zum Vorjahr bessere Finanzergebnis. Dieses sei durch Rückzahlungen und Refinanzierungen geprägt gewesen.

Swissgrid hat im Jahr 2020 weniger umgesetzt. Wegen der Corona-Pandemie sei der Stromverbrauch gesunken. Dies habe zusammen mit tieferen Tarifen bei der Netznutzung und den allgemeinen Systemdienstleistungen zur Reduktion der Tariferträge gegenüber 2019 geführt.

Trotz der Pandemie habe Swissgrid aber wichtige Fortschritte in Leitungsprojekten verzeichnen können, schreibt das Unternehmen. So habe etwa die Leitung zwischen Beznau und Birr im Kanton Aargau ein Jahr früher als geplant in Betrieb genommen werden können. Auch im Unterwallis würden die Bauarbeiten für den Neubau der Höchstspannungsleitung zwischen Chamoson und Chippis nach Plan laufen. Die Leitung soll im Jahr 2022 in Betrieb gehen und damit den Engpass zum Abtransport des im Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance produzierten Stroms beseitigen.

Insgesamt hat die Stromnetzbetreiberin im Jahr 2020 mehr investiert als im Vorjahr, nämlich 178,1 Millionen Franken gegenüber 153 Millionen Franken im Jahr 2019.

Sorge bereitet das fehlende Abkommen

Swissgrid sieht sich daher gemäss Mitteilung "wirtschaftlich stark und für die Zukunft gut" aufgestellt. Sorgen bereitet der Firma aber weiterhin das fehlende Strommarktabkommen mit der EU. Die Schweiz werde deswegen zunehmend vom europäischen Strommarkt ausgeschlossen. Die Situation sei ernst, da die Netzsicherheit nur im europäischen Kontext effizient gewährleistet werden könne, schreibt die Firma.

Es sei daher wichtig, dass die Schweizer Gesetzgebung im Strombereich möglichst EU-konform ausgestaltet werde, damit der allfällige Abschluss eines Stromabkommens nicht zusätzlich erschwert werden.

Im Fokus steht für die Firma im laufenden Jahr auch die langfristige Planung der Netzinfrastruktur: 2021 sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, um das "Strategische Netz 2040" zu erarbeiten. Damit will Swissgrid "einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende" leisten.

Finale Entschädigung an ehemalige Besitzer

Swissgrid will im laufenden Jahr zudem die finalen Entschädigungen für die ehemaligen Übertragungsnetz-Eigentümer ausbezahlen. Hintergrund ist, dass Swissgrid Eigentümerin des Schweizer Höchstspannungsnetzes ist und ihr seit Anfang 2013 17'000 Anlagen mit einem Wert von über 2,3 Milliarden Franken übertragen wurden.

Die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) hat im Januar und Februar 2021 die Verfügungen aller ausstehenden bewertungsrelevanten Verfahren erlassen. Basierend darauf will Swissgrid die finalen Entschädigungen ausbezahlen. Nach Abschluss dieses Prozesses wird das Anlagevermögen von Swissgrid gemäss Mitteilung um voraussichtlich 100 bis 150 Millionen Franken höher ausfallen. Es liegt derzeit bei 2,6 Milliarden Franken.

(AWP)