WIRTSCHAFTSPROGNOSEN 1: (Bern) Die Schweizer Wirtschaft hat in den letzten zwei Quartalen unerwartet zögerlich Fahrt aufgenommen. Die Expertengruppe des Bundes senkt daher ihre Konjunkturprognosen für das laufende Jahr erneut von 1,6 auf 1,4 Prozent. Dies teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mit. Bereits im vergangenen März war diese offizielle Prognose um 0,2 Prozentpunkte gesenkt worden. Damals war die Rede von einer "leichten, technischen Korrektur nach unten" und einem enttäuschenden vierten Quartal 2016 gewesen. Die Auguren des Bundes zeigen sich dennoch in ihrer aktuellen Analyse angesichts der bereits einsetzenden Erholung am Arbeitsmarkt und des anhaltenden Bevölkerungswachstums weiterhin optimistisch. Positive Impulse dürften auch vom Aussenhandel ausgehen. Für 2018 rechnen sie daher unverändert mit einem realen Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) von 1,9 Prozent.

WIRTSCHAFTSPROGNOSEN 2: (Zürich) Die von der Konjunkturforschungsstelle KOF im Juni befragten Ökonomen haben ihre Vorhersage für das langfristige Wirtschaftswachstum leicht nach oben revidiert. Neu beträgt es 1,7 statt 1,5 Prozent. Ihre Prognose für das BIP-Wachstum im laufenden Jahr belassen sie hingegen bei 1,5 Prozent. Im Jahr 2018 rechnen die Experten mit einem Wachstum von 1,7 Prozent. Etwas positiver bewerten die Ökonomen die Entwicklung der Exporte. Diese sollen 2017 um 3,4 Prozent wachsen, im März wurde ein Anstieg von 3,2 Prozent vorhergesagt. Auch bei der Arbeitslosenquote im laufenden Jahr (3,2 statt 3,3 Prozent) sind sie leicht optimistischer. Die Prognosen für die Bauinvestitionen haben die Ökonomen allerdings von 1,2 auf 0,6 Prozent korrigiert.

LOHNSCHERE ÖFFNET SICH: (Bern) Die Lohnschere zwischen Chefs und Untergebenen öffnet sich weiter. Im Schnitt sind die Löhne der CEOs von 40 grossen Schweizer Konzernen 2016 um 7 Prozent angewachsen. Arbeitnehmende erhielten gerade mal 0,7 Prozent mehr Lohn. Die Lohnschere zwischen dem höchsten und dem tiefsten ausbezahlten Lohn öffnete sich damit 2016 weiter auf durchschnittlich 1:165, wie die Gewerkschaft Unia in einer Studie festhält. Im Vorjahr lag das Verhältnis bei 1:150. In 26 der 40 untersuchten Schweizer Unternehmen stiegen dabei im vergangenen Jahr die Cheflöhne. Allein die an die CEOs ausgeschüttete Lohnsumme stieg um fast 10 Millionen auf 188 Millionen Franken. Die Gewerkschaft sieht dabei in einigen Fällen einen extremen Gegensatz zwischen den ausbezahlten Salären, dem ausbleibenden Unternehmenserfolg und den wirtschaftlichen Abbaumassnahmen zu Lasten der Belegschaft.

ABBRUCH DER VERHANDLUNGEN: (Kloten) Der fusionierte Pilotenverband Aeropers Airline Pilots Association hat die Verhandlungen mit der Swiss über einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) abgebrochen. Gemäss Verband zeigte Swiss kein Entgegenkommen. Der neue Pilotenverband zog mit seiner erstarkten Verhandlungsmacht in den Gesprächen mit Swiss klare Grenzen. "Wir mussten die GAV-Verhandlungen letzten Freitag abbrechen, weil die Swiss kein Entgegenkommen zeigte", sagte Henning Hoffmann. Laut dem Geschäftsführer von Aeropers Airline Pilots Association muss sich die Swiss bewegen, wenn der neue GAV für 2018 wie geplant bis Mitte August stehen soll. Er forderte, die Löhne für Neueinsteiger und die Pensionskassenkonditionen dürften sich nicht weiter verschlechtern. "Swiss bedauert den Abbruch der GAV-Verhandlungen", teilte Swiss-Sprecherin Karin Müller mit. Der Schritt sei überraschend gekommen, insbesondere da sich Swiss für eine nachhaltige Vertragslösung eingesetzt habe.

INDUSTRIE MIT AUFHOLBEDARF: (Lausanne) Den Weg zurück in die Gewinnzone schaffen viele ertragsschwache KMU nur über Innovationen. Allerdings haben die Firmen der Maschinen-, Metall-, und Elektroindustrie noch grosses Potenzial, um innovativer zu werden. Die Hälfte der MEM-Firmen gehen für Innovationen keine Kooperationen mit Dritten ein. Dies hat eine Umfrage des Branchenverbandes Swissmem zusammen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz ergeben. Die Resultate gab Swissmem anlässlich ihres Industrietags in Lausanne bekannt. Dabei hätten Firmen, die solche Kooperationen mit Kunden, Hochschulen, Forschungsinstituten oder Lieferanten eingingen, doppelt so hohe Chancen Produkte zu verbessern als solche, die es nicht täten, stellt die Umfrage fest.

BIETERRENNEN GEHT WEITER: (Biel) Das Bieterrennen um die Bieler Privatklinik Linde hat an Tempo zugelegt. Kurz nach dem die Zürcher Klinikgruppe Hirslanden ihre Offerte aufgestockt hatte, kündigte Aevis Victoria an, ihr Angebot nachzubessern. Das Freiburger Klinik- und Hotelunternehmen Aevis Victoria bietet neu eine Barofferte von 3100 Franken pro Linde-Aktie, wie Antoine Hubert, der Delegierte des Aevis-Verwaltungsrates, gegenüber der Nachrichtenagentur AWP sagte. Nur kurz zuvor hatte Hirslanden das eigene Angebot an Linde um 200 auf ebenfalls 3100 Franken je Aktie erhöht. Alternativ bietet Aevis Victoria den Linde-Anteilseignern 3200 Franken in eigenen Aktien. Die Aktienofferte werde damit nicht angepasst, sagte Hubert.

ERWARTETER AUFSCHWUNG: (Genf) Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann hat in Genf die 16. Fachmesse der Uhrenindustrie, Mikro- und Medizinaltechnik eröffnet. Er übte dabei Kritik an der Flut von Volksinitiativen und parlamentarischen Initiativen und zeigte sich überzeugt, dass sich die Uhrenbranche in den nächsten Monaten erholen wird. Einige Initiativen hätten mitunter einen zweifelhaften Wert, stellte der Bundesrat fest. Sie zerstörten zentrale Rahmenbedingungen des Schweizer Wohlstandes. Schneider-Ammann bedankte sich ausdrücklich bei den Unternehmern für ihren Kampf gegen die Bürokratie. Der Wirtschaftsminister würdigte das derzeitige positive Wachstum in der Schweizer Industrie, insbesondere in der Maschinenindustrie und der Pharmabranche. Es handle sich um das stärkste Wachstum der vergangenen sechs Jahre. Unter den Erwartungen entwickle sich aktuell die Uhrenindustrie. Schneider-Ammann geht aber davon aus, dass hier in den nächsten Monaten ein Aufschwung bevorsteht.

KAMPF GEGEN GRAUHANDEL: (Nyon VD) Die Luxusuhrenmarken Hublot, Zenith und TAG Heuer des Konzerns LVMH wollen verstärkt dagegen ankämpfen, dass ihre Uhren zu Spottpreisen auf Onlineportalen verscherbelt werden. Das sagte der Chef der LVMH-Uhrensparte, Jean-Claude Biver in einem Interview mit der Westschweizer Wirtschaftszeitung "L'Agefi" vom Dienstag. Hublot, Zenith und TAG Heuer kaufen Uhren nach Aussagen von Biver über Drittunternehmen auf nicht offiziellen Online-Verkaufskanälen auf. So könnten sie herausfinden, von welchen Händlern die Uhren stammten. Die geplanten Strafen für "fehlbare Händler" reichen bis zum Ausschluss aus dem Vertriebsnetz, wie Biver sagte.

MEHR FIRMENPLEITEN: (Zürich) Im Mai ist 545 Schweizer Unternehmen das Geld ausgegangen. Damit gingen 23 Prozent mehr Firmen Pleite als noch vor Jahresfrist. Zwischen Januar und Mai nahmen die Konkurse um 3 Prozent auf 1992 zu. Dabei meldeten deutlich mehr Unternehmen im Espace Mittelland, in der Zentralschweiz und im Tessin Konkurs an, wie das Wirtschaftsinformationsunternehmen Bisnode D&B mitteilte. Dort stiegen die Firmenpleiten zwischen 12 und 19 Prozent. Unter dem Strich existierten aber trotz mehr zahlungsunfähigen Firmen mehr Unternehmen. Alleine im Mai wurden 3526 neue Firmen gegründet - das sind 10 Prozent mehr als noch im Vorjahresmonat.

NEUER CHEF DES AMERIKA-GESCHÄFTS: (Zürich) Der Backwarenkonzern Aryzta setzt bei seinem Führungsteam erneut auf eine Zwischenlösung: Das schweizerisch-irische Unternehmen hat Keith Cooper zum neuen Chef des Amerika-Geschäfts auf einer ad-Interim Basis ernannt. Cooper ersetzt John Yamin, der Arzyta nach schlechten Zahlen gemeinsam mit anderen Führungskräften verlassen musste. Cooper sei Senior Managing Director bei der Beratungsfirma FTI Consulting, heisst es in einer Mitteilung. Zudem trete Ronan Minahan als Betriebs-Chef (COO) des Amerika-Geschäfts mit sofortiger Wirkung zurück. Am Dienstag wurde ausserdem bekannt, dass sich der spanische Fondsmanager Francisco Garcia Parames via Cobas Asset Management mit 3,16 Prozent an Aryzta beteiligt hat. Parames ist laut dem Wirtschaftsmagazin "Forbes" einer der erfolgreichsten Investoren Spaniens.

STREIK BEI THERMO FISCHER: (Ecublens VD) Die Angestellten des US-Laborausrüsters Thermo Fischer in Ecublens sind erneut in Streik getreten. Sie kritisieren das Scheitern der Verhandlungen mit dem Unternehmen, dass einen Grossteil der Produktion nach Tschechien verlagern will. Von den derzeit 165 Arbeitsplätzen in der Waadt sollen knapp 100 verlagert werden. Aus Protest gegen diesen Entscheid hatten die Angestellten bereits Ende April während sechs Tagen die Arbeit niedergelegt. Die Aufnahme von Verhandlungen hatte den ersten Streik beendet. Die vorgeschlagenen Massnahmen seien ungenügend, sagte Noé Pelet, Gewerkschaftssekretär der Unia Waadt, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

NESTLÉ KAUFT IN USA ZU: (Vevey VD) Nestlé USA hat einen Minderheitsanteil an der US-Firma Freshly erworben, einem Anbieter und Lieferservice von frisch zubereiteten Mahlzeiten (Direct-to-Consumer). Nestlé habe als führender Investor in einer neuen Finanzierungsrunde teilgenommen, teilte das Unternehmen mit. Damit trete Nestlé in einen Online-Markt ein, der in den Vereinigten Staaten bereits auf 10 Milliarden Dollar angewachsen sei, schreibt der Nahrungsmittelkonzern im Communiqué. Freshly wurde 2015 gegründet und beschäftigt rund 400 Mitarbeiter. Der Hauptsitz liegt in Phoenix, Arizona. Anleger zeigten sich über die ersten zarten Portfolio-Optimierungen des neuen Nestlé-Chefs Mark Schneider erfreut.

DÄMPFER WEGEN BREXIT: (London) Der britische Notenbankchef Mark Carney stimmt nach dem Beginn der Verhandlungen über einen Austritt Grossbritanniens aus der EU die Bürger des Landes auf Einkommensdämpfer ein. Die Unternehmen des Landes müssten wohl bald ihre Brexit-Pläne aktivieren, abhängig davon, wie die Gespräche verliefen, sagte Carney. "Es wird nicht lange dauern, bis wir alle herausfinden, inwiefern der Brexit ein gemütlicher Spaziergang ins Schlaraffenland wird." In der Übergangsphase sei es wahrscheinlich, dass das Wachstum der Realeinkommen einen Dämpfer erhalte.

RIESENJETS KAUM GEFRAGT: (Le Bourget) Der US-Flugzeugbauer Boeing erwartet in den nächsten 20 Jahren eine weiter wachsende Nachfrage nach Verkehrsflugzeugen - aber nicht nach den ganz grossen Fliegern. In der Zeit bis 2036 würden weltweit voraussichtlich gut 41'000 Passagier- und Frachtjets benötigt, sagte Boeings Marketingmanager Randy Tinseth auf der weltgrössten Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris. Das sind 3,6 Prozent mehr, als Boeing vor einem Jahr für die zwei Jahrzehnte bis 2035 vorhergesagt hatte. Eine düstere Zukunft zeichnet Boeing für ganz grosse Flugzeuge wie den weltgrössten Passagierjet Airbus A380. Seine Rubrik für Jets mit mehr als 400 Sitzplätzen hat der Hersteller mit der ab 300 Sitzen zusammengelegt - und die Aussichten eingedampft.

STREIK IN VW-WERK: (Bratislava) Im Kampf um höhere Löhne haben die Beschäftigten im slowakischen VW-Werk in Bratislava die Arbeit niedergelegt. Zum Auftakt des unbefristeten Ausstands am Dienstag beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben mehr als zwei Drittel der rund 12'300 Mitarbeiter. Volkswagen musste die Bänder anhalten, auf denen die Geländewagen VW Touareg und Audi Q7 sowie die Kleinwagen VW Up, Seat Mii und Skoda Citigo produziert werden. Auch die Fertigung der Karosserie für den Porsche Cayenne stand still. Den Produktionsausfall bezifferte Volkswagen nicht. Der erste Streik in einem grossen Automobilwerk in der Slowakei wird von der Regierung unterstützt, die sich für höhere Einkommen einsetzt. Die VW-Beschäftigten in der Slowakei verdienen im Schnitt 1800 Euro im Monat.

KLAGE GEGEN BARCLAYS: (London) Eine milliardenschwere Geldspritze aus Katar während der Finanzkrise 2008 hat für die britische Bank Barclays ein juristisches Nachspiel. Das Serious Fraud Office (SFO) erhob Anklage gegen Barclays, weil Zahlungen an katarische Investoren nicht offengelegt wurden. Der Bank wird Betrug und rechtswidrige finanzielle Hilfe vorgeworfen. Mehrere frühere Manager, darunter der frühere Barclays-Chef John Varley, müssen sich vor Gericht verantworten. Sie sind die bisher höchstrangigen britischen Banker, die im Zuge der Finanzkrise angeklagt wurden.

UMSATZRÜCKGANG BEI OETKER: (Bielefeld) Die vor dem Verkauf stehende Schifffahrtsparte hat der deutschen Oetker-Gruppe 2016 ein Umsatz-Minus eingebracht. Die Gesamterlöse sanken im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro. Den grössten Anteil am Rückgang hatte mit Minus 7,2 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro die Konzern-Tochter Hamburg-Süd, wie Oetker-Chef Albert Christmann mitteilte. Der Manager hatte Anfang des Jahres Richard Oetker in an der Konzernspitze abgelöst. Der Umsatz bei Lebensmitteln legte mit einem Plus von 2,7 Prozent ebenso zu wie das Geschäft mit Bier (+1,2 Prozent). Zum Gewinn macht das Familienunternehmen keine Angaben.

CHINA STATT MEXIKO: (Detroit) Der US-Autobauer Ford will sein neues Focus-Modell für den heimischen Markt doch nicht in Mexiko herstellen. Ab 2019 wird der Focus im chinesischen Chongqing gefertigt. US-Präsident Donald Trump hatte den geplanten Bau von Kompaktwagen in Mexiko heftig kritisiert. Mexiko ist das siebtgrösste Produktionsland der Branche weltweit, ein Drittel der Autoimporte in die USA stammen von dort. Trump will die Autoindustrie aber zu mehr Jobs und Produktion in den USA zwingen. Durch die Entscheidung für China spart Ford eigenen Angaben zufolge rund 500 Millionen Dollar an Produktionskosten ein.

(AWP)