Der Kurs der Aktie schwankte am Vormittag stark - Analysten sahen im ersten Zwischenbericht des Geschäftsjahres 2017/18 Licht und Schatten. So verdiente Thyssenkrupp zwar operativ etwas mehr als erwartet, auf der Umsatzseite verfehlte der Dax-Konzern jedoch die Schätzungen der Analysten. Auch der Auftragseingang fiel schwächer aus, als von so manchem Experten erwartet. Auf Enttäuschung stiess zudem das schwache Abschneiden im Anlagenbau sowie die gestiegene Verschuldung. Die Aktie lag am späteren Vormittag mit 1,2 Prozent im Minus bei 22,83 Euro.

Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) nahm im ersten Geschäftsquartal (bis Ende Dezember) um gut ein Drittel auf 444 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen am Mittwoch in Essen mitteilte. Unter dem Strich blieben 78 Millionen Euro stehen, nach 8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Dabei wurde das Nettoergebnis durch die US-Steuerreform mit 87 Millionen Euro belastet.

Umsatz und Auftragseingang gingen leicht zurück. Allerdings waren im Vorjahresvergleich noch die Zahlen des mittlerweile verkauften amerikanischen Stahlgeschäfts enthalten. Zudem machte dem Dax-Konzern der starke Euro zu schaffen. Währungs- und portfoliobereinigt stiegen der Auftragseingang um 4 Prozent auf 9,7 Milliarden und der Umsatz um 3 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro.

Den Löwenanteil zum Gewinn trug die Aufzugsparte bei, die ihr Ergebnis um 3 Prozent auf 220 Millionen Euro steigerte. Das Komponentengeschäft profitierte weiterhin vom Boom der Autoindustrie. Der Anlagenbau hingegen verzeichnete einen Ergebnisrückgang von 42 Millionen auf 12 Millionen Euro. Dem Bereich fehlen die Grossaufträge - kleinere und mittlere Aufträge können dies nicht ausgleichen - die Werke bleiben nicht genügend ausgelastet.

Die Sparte, zu der auch der Marineschiffbau gehört, erfährt gerade eine Sanierung, in deren Zusammenhang rund 1500 Stellen gestrichen werden sollen. Im Marineschiffbau steht etwa das Werk in Emden auf der Kippe. Der Schliessung wollen die Mitarbeiter mit einem Alternativkonzept für den Standort zuvorkommen, welches derzeit "geprüft" werde, sagte Kerkhoff. Ein Verkauf des Marinegeschäfts steht aktuell nicht zur Debatte. Ansonsten komme Thyssenkrupp mit dem Sanierungsprogramm voran, der Stellenabbau laufe "nach Plan". Der Konzern erwartet daher noch im laufenden Jahr eine "spürbare" Ergebnisverbesserung. Die grössten Effekte dürften jedoch erst in der zweiten Jahreshälfte anfallen.

Die vor der Fusion mit dem europäischen Stahlgeschäft von Tata Steel stehende Stahlsparte profitierte von Preiserhöhungen sowie der laufenden Restrukturierung. Der Bereich erhöhte das bereinigte operative Ergebnis deutlich von 28 auf 160 Millionen Euro. Auch Wettbewerber wie ArcelorMittal oder Salzgitter verdienten dank der Markterholung zuletzt deutlich mehr. Dennoch nannte Thyssenkrupp das volatile Marktumfeld mit anhaltenden Überkapazitäten weiter "herausfordernd". Dies ist einer der Gründe, warum der Konzern sich entschieden hat, sein Stahlgeschäft mit dem von Tata Steel Europe zusammenzuschliessen.

Mit dem Schritt will sich Thyssenkrupp stärker auf seine Industriegeschäfte konzentrieren. Mit dem Umbau "kommen wir weiter gut voran", erklärte Konzern-Chef Heinrich Hiesinger. Der Ergebnisanstieg zeige zudem, dass die eingeläuteten Sparprogramme wirkten. Hiesinger steht unter Druck, nach sieben Jahren an der Spitze des Konzerns die erwünschten Ergebnisse zu liefern. Einigen Investoren, etwa dem Grossaktionär Cevian, geht der Umbau nicht schnell genug voran. Cevian äusserte daher jüngst mehrfach den Wunsch einer weiteren Aufspaltung - was die Thyssenkrupp-Spitze um Hiesinger ablehnt.

Der Manager sieht Thyssenkrupp auf gutem Weg, seine Ziele für das Geschäftsjahr 2017/18 zu erreichen. Die Jahresprognose hat daher weiter Bestand. Der Umsatz soll im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich steigen und das bereinigte operative Ergebnis von 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,8 bis 2,0 Milliarden Euro zulegen. Für das zweite Quartal peilt der Konzern hier einen Anstieg in Richtung 500 Millionen Euro an. Der Jahresüberschuss wird im Gesamtjahr deutlich positiv erwartet./nas/tav/jha/

(AWP)