Auch die ersten Tages des neuerlichen Lockdowns in Deutschland hat Zalando augenscheinlich gut hinter sich gebracht. Es sei bisher kein "Nachfrage-Schock" zu beobachten, wie es ihn zunächst im Frühjahr bei der ersten Corona-Welle gegeben habe, sagte Schröder in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern. "Die Kunden haben sich offenbar an die Lage gewöhnt." Dabei sieht sich Zalando deutlich besser vorbereitet als zu Beginn der Pandemie.

Gleichwohl bleibe ein gewisses Mass an Unsicherheit und vieles hänge vom weiteren Kundenverhalten ab, erklärte der Finanzvorstand. Hinzu kommen offenbar Probleme auf der Angebotsseite. Schröder verwies auf Lieferschwierigkeiten bei einigen Zulieferern. Aktuell arbeite das Zalando-Team vor allem mit Hochdruck daran, damit in der Branche erwartete Verzögerungen zum Start der neuen Frühjahrskollektion nicht zum Problem würden.

Der Internethändler gilt derzeit als klarer Krisengewinner. Denn die Beschränkungen des öffentlichen Lebens wie die zeitweise Schliessung von Geschäften, Restaurants sowie die Kontaktbeschränkungen spielen dem Konzern in die Karten. Der Trend geht immer mehr zum Online-Kauf. Nach einem zunächst schwachen Jahresstart mit roten Zahlen hatten sich die Geschäfte auf der Internetplattform von Zalando immer mehr belebt, weswegen auch beim Management die Zuversicht für 2020 wuchs. Anfang Oktober hatte die Zalando-Führung die Jahresziele angehoben, die inzwischen deutlich über den ursprünglichen Planungen aus dem Frühjahr liegen.

Dabei hilft, dass die Pandemie auch die Partnerprogramme von Zalando anschiebt: Neben dem eigenen Handel bietet der Konzern Markenherstellern Platz für ihr Geschäft, was für diese in Zeiten von Corona immer wichtiger ist. Das "Connected-Retail-Programm" hat sich laut Zalando mit rund 2000 angeschlossenen Partnern zur grössten Plattform für lokale Modegeschäfte in Europa entwickelt. "Und dies ist erst der Anfang", sagte der Finanzvorstand. Um die Zahl der angebundenen Geschäfte im kommenden Jahr zu verdreifachen, werde der Konzern 50 Millionen Euro investieren.

Dabei zielt Zalando stärker auf das Ausland: Seit dem 1. November sind Länder wie Norwegen, Dänemark und Finnland dem Partnerprogramm angeschlossen, 2021 sollen mit Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien und Belgien fünf weitere Märkte folgen. Zalando profitiert hierbei über Provisionen, die die angeschlossenen Händler zahlen. Wegen der Pandemie haben die Berliner allerdings angekündigt, bis Ende des ersten Quartals 2021 auf diese Provisionen verzichten zu wollen.

Im dritten Quartal hatte der zunehmende Trend zum Interneteinkauf der Zalando-Plattform gut ein Viertel mehr Klicks und Bestellungen als noch vor einem Jahr beschert. Die Zahl der aktiven Kunden wuchs um rund ein Fünftel auf 35,6 Millionen. Jeder Kunde bestellte im Schnitt dabei etwas häufiger und auch in Summe teurere Waren. Dadurch stieg zwischen Juli und September der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um fast 22 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro. Dabei wächst das Angebotsspektrum bei Zalando stetig. Inzwischen finden Interessenten nicht mehr nur Kleidung und Schuhe auf der Handelsplattform, sondern beispielsweise auch Kosmetik.

Da sich die Kollektionen aus dem Frühjahr und Sommer aussergewöhnlich stark abverkauften, konnte Zalando wie bereits bekannt Wertberichtigungen von 35 Millionen Euro auflösen, die der Konzern im Frühjahr wegen der Pandemie vorsorglich vorgenommen hatte. Positiv auf die Profitabilität wirkten sich auch Effizienzsteigerungen aus.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erreichte mit 118,2 Millionen ein Vielfaches des Vergleichswertes aus dem Vorjahr von 6,3 Millionen Euro. Unter dem Strich erwirtschaftete Zalando 58,5 Millionen Gewinn, nachdem ein Jahr zuvor noch ein Verlust von 13,6 Millionen Euro angefallen war. Baader-Analyst Volker Bosse sprach von "sehr starken Zahlen"./tav/men/fba

(AWP)