Nachfolger soll der bisherige Finanzchef Sebastian Ebel werden. Joussens Vertrag wäre eigentlich bis September 2025 gelaufen. Unter der Führung des Managers wurde Tui tiefgreifend umgebaut. In seine Amtszeit fiel auch die Corona-Krise, in der das Unternehmen ums Überleben kämpfte und mit Staatsmilliarden gestützt wurde.

An der Börse wurden die Nachrichten mit einem Kursrutsch quittiert. Nachdem die Tui-Aktie mit Gewinnen in den Tag gestartet war, sackte sie nach der Mitteilung am Morgen um fast vier Prozent in die Verlustzone. Um die Mittagszeit lag sie noch mit rund anderthalb Prozent im Minus bei 1,74 Euro.

Was der 1963 geborene Duisburger Joussen nach seiner Zeit als Tui-Chef macht, war zunächst unklar. Der studierte Elektrotechniker war jahrelang Chef der Deutschlandsparte des Telekommunikationskonzerns Vodafone , stiess 2012 zu Tui und wurde im Jahr darauf Konzernchef.

Auch damals stand Tui finanziell mit dem Rücken zur Wand. Als Joussen die Konzernführung übernahm, musste er die Finanzen neu ordnen. Ende 2014 ermöglichte die Fusion mit der bis dahin in London börsennotierten Veranstaltertochter Tui Travel Einsparungen, Investitionen und eine Neuaufstellung des Geschäfts mit einem Fokus auf Hotels und Kreuzfahrten. Zudem trieb der Manager die Digitalisierung voran.

Die Pandemie stürzte schliesslich die gesamte Branche in eine tiefe Krise. "Das Überleben der Tui stand für viele infrage", schrieb Joussen am Freitag in einem Brief an seine Mitarbeiter. Die Bundesregierung stützte 2020 und 2021 den Konzern über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds mit über einer Milliarde Euro und milliardenschweren Kreditlinien der Staatsbank KfW. Inzwischen schmilzt der Konzern die Hilfen schrittweise ab und setzt auf die Reisefreude im Sommer. Im Mai stellte Joussen in Aussicht, dass Tui in diesem Geschäftsjahr - das am Tag seines Ausscheidens endet - zumindest im Tagesgeschäft wieder profitabel ist.

In dem Mitarbeiterbrief verwies Joussen vor allem auf die Rettung des Unternehmens in der Corona-Krise. "Die Entscheidung fällt mir nicht leicht", schrieb der 59-Jährige. Er sei aber überzeugt, dass jetzt ein richtiger Zeitpunkt für einen Wechsel an der Spitze sei. Die existenzielle Krise sei überwunden. Joussen übt nach Tui-Angaben ein "Niederlegungsrecht" aus, das im Zusammenhang mit den Auflagen der Corona-Stabilisierungsmassnahmen eingeräumt wurde.

Aufsichtsratschef Dieter Zetsche dankte dem Manager: "Umbau, digitale Transformation und Rettung der Tui in der Corona-Krise sind bleibende Verdienste von Fritz Joussen." Der bisherige Finanzchef Ebel sei für den Neustart eine exzellente Besetzung. Er war jahrelang unter anderem für Hotels und Kreuzfahrten zuständig. "Stärkung der Bilanz und profitables Wachstum sind sein Fokus", sagte der frühere Daimler-Lenker Zetsche. Neuer Finanzchef soll der bisherige Controlling-Chef und frühere Investmentbanker Mathias Kiep werden./sey/DP/stw

(AWP)