Im Sommer hatte das Management von Siltronic den Abschluss für das zweite Halbjahr erwartet. Da fehlten noch die aussenwirtschaftsrechtlichen Freigaben aus Deutschland sowie Fusionsfreigaben in den USA, China und Japan. Zur Frage, wie es hier insbesondere mit Blick auf die Freigabe durch das Wirtschaftsministerium in Deutschland aussieht, wollte sich die Siltronic-Führung damals bei einer Telefonkonferenz mit Analysten nicht äussern.

Wichtig dürfte vor allem sein, ob das Ministerium negative Auswirkungen auf die nationale Sicherheit und die Versorgungssicherheit für die Chipindustrie sieht. Denn gerade wegen der im Zuge der Corona-Pandemie entstandenen Engpässe blickt die Politik sehr genau auf solche Themen.

Analyst Thomas Swoboda von der französischen Bank Societe Generale hatte sich erst Mitte Oktober in einer Studie zu Wacker Chemie, das den Verkauf seiner knapp 31-prozentigen Siltronic-Beteiligung an GlobalWafers Ende 2020 angekündigt hatte, vorsichtig zum Zeitplan geäussert. Die Transaktion habe wegen der stark gewachsenen Bedeutung der Chipbranche einen strategischen Charakter. Daher sowie wegen des anstehenden Regierungswechsels in Deutschland sowie wegen der zunehmenden Spannungen zwischen China und Taiwan dürfte sich die Übernahme bis ins Jahr 2022 hinein verzögern.

Die Siltronic-Aktien fielen am Freitagmorgen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um mehr als vier Prozent auf 129 Euro. Der Kurs war bereits in den vergangenen Monaten abgebröckelt, was die Zweifel einiger Investoren am Erfolg der Übernahme zeigt. So zahlt Globalwafers 145 Euro je Aktie, sollte die Transaktion über die Bühne gehen. Die 145 Euro entsprechen einem Börsenwert von insgesamt knapp 4,4 Milliarden Euro.

Die Aktien von Wacker Chemie sanken am Freitagmorgen um zweieinhalb Prozent. Der Grund: Im Zuge des Verkaufs der Siltronic-Beteiligung erwarten Anleger eigentlich eine Sonderdividende.

Sollten die Behörden die Übernahme untersagen, wäre es nicht der erste Tech-Deal mit deutscher Beteiligung der scheitert. So war 2016 die Übernahme des Anlagenbauers für die Halbleiterindustrie Aixtron durch den chinesischen Investors Fuijan Grand Chip (FGC) am Veto des damaligen US-Präsidenten Barack Obama gescheitert. Dieser hatte wegen des US-Geschäfts des nordrhein-westfälischen Unternehmens Sicherheitsbedenken angemeldet./mis/zb/jha/

(AWP)