Am Finanzmarkt lösten die Nachrichten wenig Wirbel aus. Am Vormittag notierten die Munich-Re-Aktien mit 1,2 Prozent im Plus bei 187,85 Euro. Ihr Kurs war bereits im Zuge der Wirbelstürme Anfang September abgesackt und hatte sich seitdem wieder erholt. Im Vergleich zum Jahresbeginn liegen die Papiere daher immer noch mit fast vier Prozent im Plus.

Versicherungsanalyst Michael Huttner von der Investmentbank JPMorgan zeigte sich allerdings von der Höhe des Quartalsverlusts negativ überrascht. Er erwartet aber, dass die Munich Re einen Grossteil der Schäden durch die Auflösung von Schadenrückstellungen auffängt. An ihrem laufenden Aktienrückkaufprogramm über eine Milliarde Euro wollen die Münchner keine Abstriche machen.

Grund für den Quartalsverlust sind neben den Wirbelstürmen noch weitere Katastrophen wie die Erdbeben in Mexiko. Insgesamt summieren sich die von Natur und Menschen ausgelösten Grossschäden bei den Münchnern im dritten Quartal auf 3,2 Milliarden Euro. Zudem muss die Munich Re im dritten Quartal eine Belastung in der Lebens-Rückversicherung sowie einen Gewinnrückgang bei der Erstversicherungstochter Ergo verkraften. Den Quartalsbericht will die Munich Re wie geplant am 9. November vorlegen.

Die Katastrophenschäden dürften bei den Münchnern dabei ähnlich hoch ausfallen wie bei der Konkurrentin Swiss Re . Die Schweizer hatten ihre Schäden vor wenigen Tagen auf 3,6 Milliarden US-Dollar (3,1 Mrd Euro) beziffert. Die Summe umfasste neben den Wirbelstürmen auch Schäden durch die Beben in Mexiko in Höhe von 175 Millionen Dollar. Die gesamte Versicherungsbranche müsse für diese Ereignisse voraussichtlich mit 95 Milliarden Dollar geradestehen, schätzte die Swiss Re.

Der weltweit drittgrösste Rückversicherer Hannover Rück hat seine Belastung durch die Stürme bisher nicht genauer beziffert. Vorstandschef Ulrich Wallin hat bisher sein Gewinnziel von über eine Milliarde Euro für 2017 in Frage gestellt. Die Hannover Rück will ihre Quartalszahlen am 8. November veröffentlichen.

Die Munich Re hob unterdessen hervor, dass es bei den Schadenschätzungen noch "hohe Unsicherheiten" gebe. Vorstandsmitglied Hermann Pohlchristoph hatte am Montag von allenfalls groben Schätzungen gesprochen - und für die gesamten versicherten Hurrikan-Schäden eine Zahl von 100 Milliarden Dollar in den Raum gestellt. Die drei Wirbelstürme hatten in den USA und auf mehreren Karibikinseln schwere Schäden angerichtet. "2017 wird nach 2005 und 2011 wohl das dritte Jahr, in dem die versicherten Schäden durch Naturkatastrophen die Marke von 100 Milliarden US-Dollar überschreiten", sagte Pohlchristoph.

Die Rückversicherer erwarten, dass die Preise für Rückversicherungsschutz angesichts der immensen Zerstörungen nun wieder steigen. Umstritten ist jedoch, ob die Preiswende auf die USA und die Karibik beschränkt bleibt oder auf andere Weltregionen wie Europa übergreift. In den vergangenen Jahren war das Prämienniveau deutlich gefallen.

Grund dafür waren vergleichsweise geringe Schäden und eine Kapitalschwemme in der Branche, durch die das Angebot an Rückversicherungsschutz immer weiter gestiegen war. Zudem tummeln sich in dem Geschäft immer mehr branchenfremde Investoren, die etwa in Katastrophenanleihen investieren. Viele von ihnen dürften in diesem Jahr herbe Verluste einfahren./stw/jha/oca

(AWP)