Jüngste Konjunkturdaten erweckten den Eindruck, dass der Zeitpunkt für eine notwendige Zinserhöhung näher rücke, sagte das Ratsmitglied in einer Rede in London. Voraussetzung sei, dass die britische Wirtschaft weiter schnell wachse. Zuletzt war das britische Wirtschaftswachstum aber nur vergleichsweise moderat ausgefallen. Im zweiten Quartal legte die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent zu, während das Wachstum im vergangenen Jahr noch deutlich stärker war. Nach Einschätzung von Experten bremst der anstehende Brexit das Wachstum.

Die Einschätzung Vlieghes entsprach zwar in etwa den Aussagen aus dem jüngsten Zinsprotokoll der BoE. Der Währungshüter gilt aber eigentlich als geldpolitische Taube, also als Vertreter einer eher lockeren Geldpolitik. Dementsprechend reagierte das britische Pfund mit einem neuen Höhenflug auf Vlieghes Aussagen. In der Spitze stieg der Kurs der britischen Währung auf 1,3589 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit dem Brexit-Votum im Juni 2016.

Bisher wurde an den Finanzmärkten mit einer ersten Zinsanhebung nach der Finanzkrise frühestens im Frühjahr 2018 gerechnet. Lange Zeit war eine erste Zinsstraffung sogar noch wesentlich später im Jahr 2019 erwartet worden. Die jetzigen Formulierungen aus den Reihen der Notenbank lassen dagegen eine straffere Geldpolitik noch in diesem Jahr möglich erscheinen.

Eine deutliche Reaktion lösten die Aussagen von Vlieghe auch am Markt für britische Staatsanleihen aus. Die Rendite für zehnjährige Papiere legten zuletzt sechs Basispunkte zu./jkr/bgf/tos

(AWP)