Zürich (awp/sda) - Wer abseits der grossen Zentren lebt, kann laut einer Studie der Credit Suisse meist über einen grösseren Teil seines Einkommens verfügen. So lebt es sich in der Schweiz in Medel am Lukmanier Pass am günstigsten. Am teuersten ist das Leben in Quartier Petit Saconnex in Genf.

Das ist das Ergebnis der seit 2006 dritten Studie zum freien Einkommen der Credit Suisse. Die Grossbank hat für die Studie das nach Abzug von Mieten, Steuern, Krankenkassenprämien, Sozialversicherungsbeiträgen, Pendel- und Krippenkosten übrig bleibende frei verfügbare Einkommen berechnet.

Dabei heraus gekommen ist, dass sich trotz höherer Mobilitätskosten ein Umzug in die Agglomeration fast immer rechnet. So stellt die Credit Suisse in den ländlichen Gemeinden weit weg der städtischen Zentren das höchste frei verfügbare Einkommen fest. Das tiefste dagegen findet sich gemäss der Studie in den Städten Genf, Zürich, Basel, Bern, Lausanne und Neuenburg sowie den touristischen Orten wie St. Moritz, Zermatt und Gstaad.

Ein Umzug teilweise bereits in das nächste Dorf kann sich gemäss der Studie demnach lohnen. Zum Beispiel errechnete die Grossbank für ein gut verdienendes kinderloses Ehepaar eine Erhöhung des frei verfügbaren Jahreseinkommens von 85'200 CHF auf 89'500 CHF, wenn dieses wegen den tieferen Wohnkosten von Lugano ins nahe gelegen Caslano umziehen würde.

Um sogar 12'000 CHF pro Jahr würde sich das verfügbare Einkommen erhöhen, wenn eine vierköpfige Familie von Solothurn nach Utzenstorf BE umziehen würde. In diesem Fall sind es die günstigeren Horttarife im Kanton Bern, die für den Unterschied sorgen würden.

SCHLUSSLICHT GENF

Bei den Kantonen führten wie schon bei der letzten Erhebung 2011 Uri und Glarus die Rangliste der finanziell attraktiven Standorte an. Genf und Basel-Stadt dagegen finden sich am anderen Ende. Sie bilden weit abgeschlagen die Schlusslichter dieser Rangliste.

Dass sich in der Rangliste so unterschiedliche Kantone wie der Jura und Zug in unmittelbarer Nachbarschaft wiederfinden, zeigt, dass nicht immer die gleichen Gründe für die Platzierung verantwortlich ist.

So hat im Kanton Jura die Kombination von hohen Steuern mit tiefen Wohnkosten zur Platzierung im hinteren Mittelfeld geführt, während beim Kanton Zug genau die umgekehrten Gründe für die fast gleiche Rangierung verantwortlich sind. Das zeigt auch, dass die Positionierung nur für ein mittleres Einkommen gilt. Wer sehr viel verdient, lebt in Zug trotz hoher Wohnkosten deutlich günstiger als in Delsberg.

FAMILIENFREUNDLICHE ROMANDIE

Ebenso ausgleichend wirken Steuerbelastung, Krankenkassenprämien und Kosten für die Fremdbetreuung von Kindern. Bei all diesen Kosten ist ein um den Kanton Bern verschobener Röstigraben festzustellen. So sind die Steuern und die Krankenkassenprämien in der Romandie und im Kanton Bern deutlich höher als in den Kantonen im Osten.

Den gleichen Graben aber mit umgekehrten Zeichen zeigt sich bei den Betreuungskosten. Die Westschweiz und Bern sind deutlich Krippen- und Familienfreundlicher.

Unter dem Strich gleicht sich das wieder aus, so dass für den Durchschnittshaushalt keine Landesgegend prinzipiell günstiger als die andere ist. Dass dabei kulturelle Unterschiede den Ausschlag geben, zeigt sich exemplarisch in der Innerschweiz.

Die katholisch geprägten deutschsprachigen Sonderbundskantone Uri, Schwyz, Luzern, Zug, Ober- und Nidwalden weisen die höchsten Kosten für die nicht familiäre Betreuung von Kindern aus.

(AWP)