Bemerkenswert ist jedoch der starke Anstieg der Kerninflationsrate, die schwankungsanfällige Lebensmittel- und Energiepreise ausschliesst. Sie legte von 0,7 Prozent im Vormonat auf 1,2 Prozent im April zu. Erwartet wurde lediglich ein Anstieg auf 1,0 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) begründet ihre expansive Geldpolitik zuletzt auch mit der niedrigen Kerninflationsrate. Erst am Donnerstag hatte die Notenbank die Fortführung ihrer sehr lockeren Geldpolitik beschlossen. Die Notenbank strebt für den Euroraum eine Gesamtinflationsrate von knapp zwei Prozent an.

LAGE DER OSTERFEIERTAGE STÜTZT RATE

"Der Anstieg der Kerninflationsrate ist vor dem Hintergrund des unerwartet kräftigen Rückgangs im März zu relativieren, auch wegen des Ostereffekts", schreibt Ralf Umlauf, Devisenexperte bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Ein für die EZB wichtiger, überzeugender Aufwärtstrend dürfte daraus noch nicht abzuleiten sein", schreibt Umlauf.

Ostern lag in diesem Jahr im April, nachdem es im Vorjahr im März gelegen hatte. Der feiertagsbedingte Preissprung bei Pauschalreisen und Hotelübernachtungen ist also in diesem Jahr in den April und nicht wie 2016 in den März gefallen. Besonders stark beschleunigt hat sich im April tatsächlich laut Eurostat der Anstieg der Dienstleistungspreise. Die Rate stieg von 1,0 Prozent im Vormonat auf 1,8 Prozent.

INFLATIONSDRUCK BLEIBT GEDÄMPFT

Tatsächlich erwarten Ökonomen keine Trendwende bei der Preisentwicklung an. "Die Teuerungsraten werden in den kommenden Monaten auf Rückzugskurs bleiben", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank die Zahlen. "Auch die Kernteuerungsrate wird wieder fallen und vorerst weit hinter den EZB-Zielvorgaben zurückbleiben." Trotz der verbesserten Wirtschaftsaussichten bleibe der Inflationsruck gedämpft. "Es sollte nicht vergessen werden, dass sich die Eurozone noch immer im Nachkrisenmodus befindet", sagte Gitzel. Deutliche Lohnsteigerungen seien nicht zu erwarten.

Die Finanzmärkte reagierten deutlich auf die Daten. Der Eurokurs stieg merklich an. Nach der Veröffentlichung stieg er auf 1,0947 US-Dollar. Vor den Daten hatte er noch unter der Marke von 1,09 Dollar notiert. Die Renditen von Staatsanleihen aus der Eurozone legten spürbar zu./jsl/bgf/zb

(AWP)