"Im Moment haben weder ich noch andere Amtspersonen irgendeinen Grund, in die Arbeit von KNAB einzugreifen. Die Behörde arbeitet professionell und genau", erklärte Kucinskis in einer Mitteilung. "Die Regierung vertraut voll und ganz der Behörde und ist bereit, jede erforderliche Unterstützung zur Verfügung zu stellen." Es gebe "keine Anzeichen für eine Gefahr für das lettische Finanzsystem".

Was Rimsevics konkret vorgeworfen wird, wurde zunächst nicht bekannt. Weder KNAB noch die Regierung äusserten sich dazu. Rimsevics' Anwalt bezeichnete die Festnahme als "klar unrechtmässig". Erfolgt sei sie wegen eines angeblichen Vorfalls vor einigen Jahren, sagte er der lettischen Agentur Leta. Nähere Angaben dazu machte er nicht.

Rimsevics befindet dem Anwalt zufolge in einer Polizeistation. Nach lettischem Recht können Behörden eine Person 48 Stunden lang festhalten und müssen nach Ablauf der Frist entscheiden, ob der Festgenommene zum Verdächtigen erklärt wird.

Ein Sprecher der Zentralbank sagte dem lettischen Rundfunk, das oberste Finanzinstitut des Baltenstaats arbeite wie gewohnt. Einzelheiten zu den Ermittlungen gegen Rimsevics und dessen Verbleib seien der Bank nicht bekannt. In dessen Abwesenheit sollen die Amtsgeschäfte nun von Rimsevics' Stellvertreterin Zoja Razmusa übernommen werden.

Finanzministerin Dana Reizniece-Ozola rief Rimsevics auf einer Pressekonferenz dazu auf, während der Untersuchung sein Amt ruhen zu lassen. Warum der Zentralbankchef festgenommen wurde, liess auch sie offen. Wirtschaftsminister Arvils Aseradens sagte im Radio, die Festnahme von Rimsevics gefährde den internationalen Ruf Lettlands.

Für Montag berief Kucinskis eine Sondersitzung der Regierung in Riga ein. KNAB kündigte zu Wochenbeginn eine gemeinsame Pressekonferenz mit der Polizei an. Zur Situation im lettischen Bankensektor wird zudem der Nationale Sicherheitsrat zusammentreffen, wie die lettische Präsidialkanzlei mitteilte.

Rimsevics steht seit 2001 an der Spitze der Zentralbank. Seit dem Euro-Beitritt Lettlands 2014 gehört er auch dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) an./awe/DP/he

(AWP)