Mit Blick auf die schwache Entwicklung im ersten Halbjahr erwarten die Seco-Ökonomen für 2017 neu ein reales Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0,9%, nachdem sie bisher mit einem Plus von 1,4% gerechnet hatten. Bereits im März und im Juni war die Prognose um jeweils 0,2 Prozentpunkte gesenkt worden.

Grund für die Reduktion ist ein Sondereffekt. Neu fliessen auch Lizenzerträge aus grossen Sportereignissen in die Berechnung des Wachstums mit ein. Da 2016 die Fussball-Europameisterschaft stattfand, habe dies die BIP-Zahlen massgeblich beeinflusst, sagte Eric Scheidegger, Leiter der Direktion Wirtschaftspolitik beim Seco auf Anfrage der sda. Ohne den Sondereffekt in der Branche "Unterhaltung und übrige Dienstleistungen" läge die Seco-Prognose wohl bei 1,3 oder 1,4%.

Die Prognose für das BIP-Wachstum im Jahr 2018 wurde vom Seco leicht angehoben: Das Wachstum soll sich gegenüber 2017 klar beschleunigen auf 2,0% (bisher: +1,9%). In den kommenden Quartalen werde die dynamische Weltkonjunktur den Exportsektor stützen, und die Binnenkonjunktur gewinne voraussichtlich ebenfalls an Fahrt, begründet das Seco in einer Mitteilung vom Donnerstag die guten Aussichten.

BESCHLEUNIGUNG IM JAHR 2018

Die Schweizer Wirtschaft finde 2017 nur langsam zurück auf einen dynamischen Wachstumskurs. Zwar setze das verarbeitende Gewerbe sowie das Gastgewerbe die Erholung vom Tief der letzten Jahre fort. Dem stehe aber die schwache Entwicklung in den meisten anderen Dienstleistungsbranchen gegenüber.

Anhand von Frühindikatoren wie der Konsumentenstimmung, den PMI Dienstleistungen und Industrie sowie auch mit Blick auf das KOF-Barometer, könne man künftig nach wie vor von einer deutlichen Wachstumsbeschleunigung ausgehen, so das Seco. Positive Impulse sende die mittlerweile gefestigte Weltkonjunktur aus, insbesondere von den USA und dem Euroraum sowie von den meisten Schwellenländer (v.a. China).

Davon profitiere der Schweizer Exportsektor, dies umso mehr, falls sich die im Sommer beobachtete Abwertung des Schweizerfrankens als nachhaltig erweise. Das Seco rechnet somit mit einem moderaten, in der Tendenz aber breit abgestützten Exportwachstum. Angeführt von der Chemie-/Pharmabranche dürften künftig auch die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sowie die Uhrenindustrie und die Tourismusbranche vermehrt daran partizipieren.

Impulse gehen auch von der Inlandnachfrage aus, der private Konsum werde moderat wachsen. Dabei stehe dem bremsenden Effekt einer verhaltenen Reallohnentwicklung das anhaltende Bevölkerungswachstum sowie die Erholung am Arbeitsmarkt gegenüber. Für den Staatskonsum rechnet das Seco mit einer leicht unterdurchschnittlichen Wachstumsrate und die Ausrüstungsinvestitionen dürften dank steigender Kapazitätsauslastung spürbar an Tempo zulegen. Auch bei den Bauinvestitionen ist dank tiefer Zinsen eine gewisse Beschleunigung möglich.

GUTE AUSSICHTEN AM ARBEITSMARKT

Im Zuge der Wachstumsbeschleunigung wird die Beschäftigung in der Schweiz gemäss den Seco-Ökonomen spürbar steigen und die Arbeitslosigkeit weiter zurückgehen. Für 2017 wird mit einem Beschäftigungszuwachs von 0,3% (bisher +0,4%) und für 2018 mit einer Beschleunigung auf 0,8% (+0,6%) gerechnet. Gleichzeitig sollte die Arbeitslosigkeit weiter zurückgehen, so dass 2017 eine Arbeitslosenquote in Höhe von 3,2% (3,2%) und 2018 von 3,0% (3,1%) zu erwarten ist.

In Sachen Teuerung geht das Seco im Jahr 2017 von einer Normalisierung aus, getragen durch die Erdölpreise. Sie dürfte den Schätzungen zufolge im Jahresdurchscnitt voraussichtlich auf 0,5% kommen. Für 2018 sei angesichts der jüngsten Senkung des Referenzzinssatzes mit Mietzinssenkungen zu rechnen, so dass die Teuerung auf 0,2% zurückgehen dürfte.

RISIKEN BLEIBEN

Der weltwirtschaftliche Ausblick bleibe mit Risiken behaftet. Zwar könnte das Wachstum, gemessen an den verfügbaren Frühindikatoren, noch stärker ausfallen als in der Prognose unterstellt, was einem zusätzlichen Impuls für die Schweizer Wirtschaft gleichkäme. Doch bleibe die politische Unsicherheit international beträchtlich, so das Seco. Dazu zählen die Umsetzung des Brexit, der verschiedentlich angekündigte Protektionismus im Welthandel oder der Nordkorea-Konflikt.

Im Inland gehen laut Seco Risiken von einer möglichen Abschwächung im Bausektor aus. Und im Handel und im Finanzsektor könnte die Wachstumsbeschleunigung schwächer ausfallen als erwartet.

mk/cf

(AWP)