Die Erholung der Schweizer Wirtschaft sei in den vergangenen drei Quartalen weniger dynamisch verlaufen als erwartet, begründet das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag die Prognose. Zwar habe sich das BIP-Wachstum schrittweise beschleunigt, doch auch das Q1 2017 sei mit +0,3% leicht hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Massgeblicher Grund war die schwache Entwicklung fast aller Dienstleistungsbranchen. Die Korrektur der Prognose gegenüber März trägt dem Rechnung.

POSITIVE FRÜHINDIKATOREN

Freundliche weltwirtschaftliche Aussichten sowie positive Frühindikatoren (PMI für die Industrie und für den Dienstleistungssektor, KOF-Barometer, Konsumentenstimmung) sollten hierzulande nun aber eine merkliche Beschleunigung der wirtschaftlichen Dynamik in den kommenden Quartalen bringen. Der Welthandel entwickle sich weiterhin positiv und die Stimmungsindikatoren deuteten in vielen Ländern auf eine Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs hin, so das Seco.

Die Inlandnachfrage dürfte im laufenden und kommenden Jahr eine bedeutende Wachstumsstütze bleiben. Nach einer eher verhaltenen Entwicklung 2015 und 2016 sollte der Konsum im Prognosezeitraum wieder dynamischer wachsen, meint das Seco. Dafür sprächen zum einen die bereits einsetzende Erholung am Arbeitsmarkt und zum anderen das bis zuletzt anhaltende Bevölkerungswachstum. Angesichts des tiefen Zinsniveaus und der nach wie vor starken Nachfrage nach Immobilien dürften die Bauinvestitionen ebenfalls leicht an Dynamik gewinnen. Für die Ausrüstungsinvestitionen wird derweil ein moderates Wachstum erwartet.

Beim Aussenhandel geht das Seco für 2017 und 2018 von weiterhin moderaten Wachstumsraten aus, wobei der Beitrag zum BIP-Wachstum der Handelsbilanz leicht positiv ausfallen sollte. Die Exporttätigkeit der Schweizer Unternehmen dürfte von der positiven weltwirtschaftlichen Entwicklung profitieren. Wie bereits schon im ersten Quartal sollte das Exportwachstum zudem breiter abgestützt sein als noch im vergangenen Jahr.

Im Zuge der konjunkturellen Aufhellung dürfte sich auch die Erholung am Arbeitsmarkt fortsetzen. Die Seco-Ökonomen erwarten unverändert eine Arbeitslosenquote von 3,2% im Jahr 2017 und von 3,1% im Jahr 2018. Die durchschnittliche Inflation wird für dieses Jahr unverändert bei +0,5% und für 2018 bei +0,2% (+0,3%) gesehen.

NEGATIVE UND POSITIVE RISIKEN

Das Seco fügt wie üblich auch einige Warnungen an. Die politischen Risiken in Bezug auf die US-amerikanischen Handels- und Fiskalpolitik sowie den Brexit-Entscheid seien weiterhin beträchtlich, heisst es etwa. Eine zusätzliche Unsicherheit gehe derzeit ausserdem von Italien aus, da das Land bald Parlamentswahlen abhalten werde und eine politische Instabilität drohe.

Weitere Risiken für die weltwirtschaftliche Entwicklung könnten laut Seco von der geldpolitischen Entwicklung in den USA resultieren. Eine unerwartet schnelle geldpolitische Normalisierung könnte übermässige bremsende Effekte auf die US-amerikanische Wirtschaft entfalten und damit auch die globale Konjunktur beeinträchtigen. Allerdings sei es auch möglich, so das Seco, dass sich der Gang der Weltwirtschaft und insbesondere des Euroraums angesichts des überraschend positiven Jahresauftaktes und der starken Frühindikatoren stärker beschleunige als in der Prognose unterstellt.

Im Inland gehe ausserdem ein gewisses Risiko von der Entwicklung des Immobiliensektors aus. In Anbetracht der steigenden Leerwohnungsziffern könnte eine stärkere Abschwächung der Baukonjunktur bevorstehen als prognostiziert, warnt das Seco.

Mit der aktuellen Prognose liegt das Seco für 2017 im Vergleich zu anderen Prognoseinstituten eher am unteren Rand der Schätzungen, die von 1,3% bis 1,7% gehen. Die Prognose für 2018 liegt derweil eher am oberen Rand (1,5% bis 2,0%).

uh/cp

(AWP)