Jordan nannte im Interview die anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland, die politische Entwicklung in Italien oder die Unsicherheiten um das Ausscheiden Grossbritanniens aus der EU. In den USA müsse sich zudem noch zeigen, welche Wirtschafts- und Handelspolitik die Regierung unter Donald Trump verfolge. "Solche Phasen erhöhter politischer Unsicherheit sind für uns heikel, da die Schweiz als sicherer Hafen betrachtet wird."

Die Geldpolitik stütze sich auf zwei Säulen: Den Negativzins und die Bereitschaft, am Devisenmarkt zu intervenieren, erinnerte er. "Es ist unverzichtbar, dass wir in der Schweiz tiefere Zinsen haben als im Euroraum, da sonst der Franken für Investoren noch attraktiver würde."

Alle Modelle der SNB zeigten, dass der Franken deutlich überbewertet sei, betonte Jordan. Er verwahrte sich entsprechend auch gegen Vorwürfe, dass die Schweiz ein "Währungsmanipulator" sei: "Wenn wir intervenieren, tun wir das nicht, um der Schweiz Vorteile durch eine unterbewertete Währung zu verschaffen. Im Gegenteil, wir müssen intervenieren, um die Schweiz gegen die deutliche Überbewertung des Frankens und deren negative Folgen für die Inflation und die Konjunktur zu schützen."

An ein Ende der Negativzinsen sei derzeit noch nicht zu denken, sagte der SNB-Präsident. "Unsere Geldpolitik bleibt expansiv, weil die Inflation immer noch sehr tief ist, die Produktionskapazitäten nicht ausreichend ausgelastet sind und der Franken weiter deutlich überbewertet ist."

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(AWP)