Die Ökonomen der Grossbank UBS rechnen aber damit, dass sich der Wechselkurs auch ohne Hilfe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erholen kann. Die Währungsexperten prognostizieren, dass sich der Euro-Franken-Kurs in den nächsten 6 bis 12 Monaten auf 1,12 bis 1,16 erholen kann. Grund zum Optimismus liefern die guten Wirtschaftsaussichten im Euro-Raum.

"Zum einen rechnen wir mit einer Vertiefung der Konjunkturerholung, die schon heute in allen Ländern der Euro-Zone sichtbar ist", schreibt die UBS in einem Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Geschäftsgang, Inflation und Beschäftigung hätten sich markant verbessert. Das wiederum solle die Europäische Zentralbank dazu bringen, ihre expansive Geldpolitik bald einmal zu überdenken.

Wahlen in Frankreich verunsichern

Allerdings weisen die Ökonomen in dem Bericht darauf hin, dass sie sich auf ein Basisszenario stützen, das grösseren Risiken ausgesetzt sei. Das Szenario setzt etwa voraus, dass die populistischen, europafeindlichen Parteien in den Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland keine kritischen Mehrheiten erreichen.

Gerade auch wegen den Unsicherheiten in Frankreich, wo Marine Le Pen einen Austritt Frankreichs aus der Währungsunion propagiert, hat der Euro jüngst gegenüber dem Franken an Boden verloren. Die Gemeinschaftswährung setzt auch unter Druck, dass die Griechenland-Krise wieder hochkochen könnte.

Die SNB habe in den letzten Wochen anscheinend eine breite Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro hingenommen, schreibt die UBS. Noch im Herbst bewegte sich der Franken um die Marke 1,10. Ein Blick auf die wöchentliche Veränderung der Sichtguthaben zeige jedoch, dass die SNB diese Aufwertung nicht kampflos zugelassen habe. Die Sichtguthaben sind seit Anfang Februar deutlich gestiegen - für die UBS Zeichen einer sichtbaren Intervention der SNB am Devisenmarkt.

Gründe gegen Interventionen

Gegen eine expansivere Geldpolitik und höhere Bilanzrisiken für die SNB sprechen laut den Währungsexperten indes steigende Konsumentenpreise und eine sich beschleunigende Konjunktur. Auch der starke Dollar spricht gegen zu starke Interventionen.

Hinzu kommt das Risiko, dass die Schweiz bald von den USA als Währungsmanipulator gebrandmarkt werden könnte. US-Präsident Donald Trump hat bereits China und Deutschland vorgeworfen, die eigenen Währungen zum Schaden der USA zu manipulieren.

Hingegen könnte sich die SNB zu mehr Nachdruck im Kampf gegen den starken Franken gezwungen sehen, wenn sich die politischen Unsicherheiten verstärkten. Denn dann würde auch die Konjunktur in Europa und in der Schweiz darunter leiden.

"Die SNB dürfte nicht bereit sein, psychologisch wichtige Marken zu opfern, beispielsweise die 1,05-Marke oder gar die Parität", schreiben die Ökonomen. Sonst würde dies mehr Raum für Spekulationen bieten und den Kampf gegen die Aufwertung weiter erschweren.

(AWP/SDA)