Der Leitzins liegt deutlich unter der sehr hohen Inflationsrate. Die Verbraucherpreise waren im April um fast 70 Prozent zum Vorjahr gestiegen. Die Erzeugerpreise legten sogar um 122 Prozent zu. Die durch den Ukraine-Krieg gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise sowie neue Lieferkettenprobleme haben die Entwicklung nochmal verschärft. Die Notenbank stellte in einem Statement trotzdem die Fortsetzung ihrer lockeren Geldpolitik in Aussicht.

Eigentlich müsste die Notenbank angesichts der hohen Inflation die Zinsen deutlich erhöhen. Die Notenbank wird jedoch durch Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan unter Druck gesetzt. Er bezeichnet sich als "Feind" von Zinsen. Erdogan hat bereits mehrere Notenbankmitglieder entlassen, die nicht auf seiner Linie waren. Er glaubt entgegen der vorherrschenden Lehrmeinung, dass hohe Zinsen eine Inflation verursachen.

Im vergangenen Jahr hatte die Notenbank trotz der hohen Inflation den Leitzins stark gesenkt. Seit dem Spätsommer wurde er um 5,0 Prozentpunkte reduziert. Diese Politik hat zu einem Verfall der türkischen Lira geführt, den die Regierung mit einem Garantieprogramm für Einlagen gestoppt hat. Am Donnerstag gab die Lira nach der Zins-Entscheidung zu Euro und Dollar nach./jsl/jha/

(AWP)