Die Geldspritzen der Fed haben die angespannte Lage am Interbankenmarkt beruhigen können. Nachdem der Zins für Bankenliquidität am Dienstag bis auf zehn Prozent gestiegen war, lag er am Donnerstag wesentlich tiefer bei etwa zwei Prozent. Als Gründe für die Anspannung nennen Experten einen hohen Liquiditätsbedarf amerikanischer Unternehmen aus Steuergründen sowie das derzeit hohe Angebot an US-Staatsanleihen. Letztere werden häufig von US-Banken erworben. Hintergrund des hohen Anleiheangebots wiederum sind die hohen Haushaltsdefizite der Regierung.
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte sich am Mittwochabend ausführlich zu den Verspannungen am Geldmarkt geäussert. Er sei nicht besorgt, die Fed habe die Angelegenheit im Griff, sagte er nach der Zinssitzung der Zentralbank. Als begleitende Massnahme hatte die Fed den Zins für Überschussreserven (IOER) stärker verringert als ihr Zielband für die Fed Funds Rate. Die Notenbank habe alle Instrumente zur Verfügung, um dem Liquiditätsengpass beizukommen, sagte Powell.
Die Verspannungen auf dem Geldmarkt erinnern an eine Phase während der Finanzkrise vor gut zehn Jahren. Sie scheinen aber eine andere Ursache zu haben. Seinerzeit war hohes Misstrauen der Banken der ausschlaggebende Grund. Diesmal gibt es eine Reihe von Gründen. Zu den genannten Faktoren kommt hinzu, dass die Fed ihre Wertpapier-Bilanz als Teil der geldpolitischen Straffung der vergangenen Jahre verkleinert hat. Entsprechend geringer ist auch die Liquidität im Bankensektor. Allerdings ist sie immer noch wesentlich höher als vor der Finanzkrise, was die jetzige Geldmarktklemme etwas kurios erscheinen lässt./bgf/jsl/jha/
(AWP)