"Das Wachstum bleibt zwar stark. Aber diese Korrektur nach unten spiegelt die erhöhten Spannungen wider, die wir unter den grossen Handelspartnern sehen", sagte WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo. Es sei wichtiger denn je, dass die Regierungen ihre Meinungsverschiedenheiten belegten und sich beherrschten.
Einige der im April schon benannten Risiken seien eingetreten. Neben den Zöllen nennt die WTO auch Leitzins-Erhöhungen, etwa in den USA. Sie geht für ihre Prognose von einem realen (preisbereinigten) Wachstum der Weltwirtschaftsleistung von 3,1 Prozent in diesem und 2,9 Prozent im nächsten Jahr aus.
Azevêdo hatte bereits im Frühjahr gewarnt, dass eine Eskalation des sich damals schon anbahnenden Handelskonflikts mit den USA schwere Folgen haben könnte. Die Vereinigten Staaten haben in diesem Jahr Zölle auf Solarpaneele, Waschmaschinen, Stahl, Aluminium und die Hälfte ihrer sämtlichen China-Einfuhren verhängt.
Betroffen sind unter anderem auch die Europäische Union, Kanada, Mexiko, Südkorea und Indien. Allein gegen China betreffen die US-Zölle inzwischen Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar. Die meisten Länder haben Gegenzölle verhängt, auch die EU.
Die WTO warnt in ihrem Bericht vor weiteren Risiken. Kapital könnte wegen der Zinserhöhungen aus Entwicklungs- und Schwellenländern abfliessen. Geopolitische Spannungen könnten die Rohstoffversorgung bedrohen. Dabei dürfte es um die neuen US-Sanktionen gegen den ölreichen Iran gehen. Namentlich nannte die WTO hier aber keine einzelnen Länder. Auch die Umstrukturierung der chinesischen Wirtschaft von einer Investitions- zu einer stärkeren Konsumorientierung sei ein Risikofaktor. "Insgesamt sind die Risiken erheblich", erklärte die WTO./oe/DP/bgf
(AWP)