Zürich (awp) - Der Sanitärtechnikkonzern Geberit hat für die ersten neun Monate 2018 solide Zahlen vorgelegt. Das Wachstum verdankt sich aber vor allem dem starken ersten Semester, während es im dritten Quartal beinahe zum Erliegen gekommen ist und damit die bestehende Umsatzprognose zu Fall gebracht hat. An der Börse bricht die Aktie entsprechend ein.

Geberit spürt offenbar eine nachlassende Baukonjunktur in Europa. Der Umsatz wuchs zwar um 7,7 Prozent auf 2,37 Milliarden Franken, dies aber vor allem dank des starken ersten Semesters. Denn in diesem Anstieg sind positive Währungseffekte enthalten, bereinigt um diese ergab sich noch ein organisches Plus von 3,1 Prozent, wie Geberit am Dienstag mitteilte. Nach sechs Monaten lag dieser Wert noch bei 4,3 Prozent.

Das Tempo der Umsatzentwicklung ist damit im dritten Quartal mit einem organischen Plus von 0,7 Prozent massiv eingebrochen, was in Marktkreisen grosse Enttäuschung auslöst. Im ersten Quartal lag dieser Wert noch bei +4,7 Prozent und im zweiten bei +3,9 Prozent. Geberit begründete die Verlangsamung mit einer geringeren Wachstumsdynamik in der Bauindustrie in einzelnen Märkten und mit einer generell gestiegenen Volatilität.

Schwache Märkte in der Schweiz und in Skandinavien

Schwach war die Entwicklung im Quartal insbesondere in Skandinavien und in der Schweiz. Beide Märkte gehören zusammen mit Deutschland und Zentral-/Osteuropa, wo die Wachstumsrate positiv blieben, zu den vier wichtigsten. In der Schweiz führte eine zweie Preisrunde im Juli - nebst der üblichen im Frühling - zu einem Vorkaufeffekt bei den Händlern. Das heisst, dass diese ihre Lager noch zu den günstigeren Preisen auffüllten, was sich dann negativ in der Nachfrage im dritten Quartal niederschlug.

Trotz des schwächeren Abschneidens im Berichtsquartal zeigt sich CEO Christian Buhl keineswegs negativ eingestellt. "Die höhere Volatilität dürfte in den kommenden Quartalen wohl anhalten, wobei die Wachstumsraten wohl etwas geringer ausfallen dürften als zuletzt", sagte er am Dienstag an einer Telefonkonferenz zu den Neunmonatszahlen. Es gebe aber keine Anzeichen für einen Abschwung auf breiter Front. "Der Ausblick für die Bauindustrie bleibt positiv", fügte er an.

Dass insbesondere die Prognose für das Umsatzwachstum im Gesamtjahr reduziert worden sei, begründete Buhl vor allem mit der höheren Volatilität an den Märkten, der zunehmenden Unsicherheit hinsichtlich der Entwicklung der globalen Konjunktur sowie den schwächer als erwartet ausgefallenen Zahlen in Österreich, Frankreich oder Schweden. Geberit hatte mit der Mitteilung am Morgen die Prognose für das Umsatzwachstum im Gesamtjahr auf rund 3 Prozent von zuvor rund 4 Prozent zurückgenommen.

Für Deutschland weiter positiv

Für den grössten Einzelmarkt Deutschland zeigt sich Buhl weiterhin zuversichtlich. Weiterhin besteht allerdings das Problem, dass die Wachstumsmöglichkeiten wegen des Mangels an qualifizierten Sanitärinstallateuren beschränkt sind.

Mit dem Gewinn ging es in den ersten neun Monaten zwar ebenfalls nach oben, aber auch hier zeigte das dritte Quartal mit einer rückläufigen Rentabilität eine verhaltene Entwicklung. Belastet wurde die operative Marge insbesondere von höheren Rohmaterialpreisen und gestiegener Personalkosten.

Konkret nahm der operative Gewinn auf Stufe EBITDA auf neun Monate gesehen um 7,0 Prozent auf 699 Millionen Franken zu, wogegen sich die entsprechende Marge um 20 Basispunkte auf 29,5 Prozent verringerte. Der bisherige Margen-Ausblick wurde ebenfalls leicht revidiert. Demnach wird nun mit einer EBITDA-Marge im Bereich von 28 Prozent gerechnet, im August war das Unternehmen noch einen Tick optimistischer.

Am Aktienmarkt wurde der enttäuschende Umsatz mit heftigen Abschlägen des Aktienkurses aufgenommen. Die Geberit-Aktie ging an einer insgesamt positiven Börse mit einem Minus von 9,3 Prozent aus dem Handelstag.

cf/uh

(AWP)