Der 1890 als Schweizerischer Arbeiterinnenverband (SAV) gegründete Zusammenschluss heisst heute offiziell "SP Frauen*". Der Stern steht für Offenheit auch gegenüber Transsexuellen.

Die Sozialistinnen hätten in ihrer Geschichte immer doppelt zu kämpfen gehabt, schreibt Natascha Wey, neue Co-Präsidentin der SP Frauen Schweiz, in der Oktobernummer der SP-Mitgliederzeitung "links". Zu kämpfen gehabt hätten die Frauen aber auch gegen die Widerstände des Patriarchats - "dessen Bestrebungen, den Frauen Einfluss zu verwehren, auch vor den eigenen Reihen nicht Halt macht".

Das Engagement der SP Frauen sei auch deshalb wichtig, weil die SP Schweiz in ihrer ganzen Geschichte selber noch keine gleichstellungspolitische Initiative lanciert habe, heisst es in einer Auflistung von hundert Gründen auf der Internetseite der SP Frauen Schweiz.

Gerade was die Überwindung der Lohnungleichheit betrifft, sei man noch nicht sehr weit gekommen, sagte Wey im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Fast zwei Drittel der Arbeit in Haushalt und Pflege würden von Frauen geleistet, die - indem sie nicht bezahlt werden - auch noch durch eine niedrigere Rente bestraft würden.

Erste Priorität müsse deshalb der Kampf gegen die Frauenarmut sein, sagte Co-Präsidentin Martine Docourt. Neben Lohngleichheit brauche es auch Mindestlöhne sowie Massnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

"Wenn man sieht, dass Schweizer Frauen weniger als ein Zehntel der Vermögen besitzen und weniger als ein Viertel aller Einkommen erwirtschaften und zudem Diskriminierungen andauern, kann man nur feststellen, dass die Ziele nicht erreicht sind", sagte Docourt der sda. Der Kampf gegen Sexismus und Diskriminierung seien weitere wichtige Ebenen.

Wey fügte an, Frauen würden häufig Opfer häuslicher Gewalt. Damit sich endlich etwas ändere für die Frauen, müsse feministische Politik wieder sichtbarer werden, findet sie.

Für die SP heisse das: Feministische Themen müssten ins Zentrum der Partei. Genau deshalb brauche es die SP Frauen noch. Von den Frauen in den bürgerlichen Parteien fordert Wey mehr Radikalität.

Docourt appelliert aber auch an die Sozialdemokratinnen, einen neuen Effort zu leisten: Die SP Frauen müssten beim Thema Gleichstellung eine Akteurin bleiben, an der man nicht vorbeikomme. "Wir müssen erstarken, um unsere Ideen vorwärts zu bringen."

Erst am 14. Oktober hat die SP Schweiz nach langer Diskussion das "Manifest für eine konsequente feministische Sozialdemokratie" verabschiedet. Das Papier verlangt unter anderem ausgewogene Vertretungen in den Parteigremien, die 35-Stunden-Woche bei gleichem Lohn, Lohngleichheit und eine geschlechtergerechte Sprache. Allerdings wurden mehrere Anträge der Juso, die das Papier radikalisieren wollten, abgelehnt.

(SDA)