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Selenskyj: brauchen noch ein bisschen mehr Zeit

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Wagner-Chef Prigoschin: Ukrainische Offensive läuft bereits

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Großbritannien liefert der Ukraine Marschflugkörper

11. Mai (Reuters) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dämpft die Erwartungen an eine bevorstehende Offensive gegen die russischen Besatzer. "Wir brauchen noch ein bisschen mehr Zeit", sagte Selenskyj in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der BBC und weiteren europäischen Fernsehsendern. Zwar habe die Ukraine von ihren westlichen Partnern bereits genug Ausrüstung für einen erfolgreichen Gegenangriff erhalten. "Aber wir würden eine Menge Menschen verlieren. Ich denke, das ist inakzeptabel." Um unnötig hohe Verluste zu vermeiden, warte die Ukraine noch auf ein vollständiges Eintreffen der Lieferungen.

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben zwar russische Kräfte in der Stadt Bachmut bereits teilweise zurückgedrängt, bereitet aber eine umfassende Offensive mit Zehntausenden Soldaten und Hunderten westlichen Panzern noch vor.

Die USA, Großbritannien, Deutschland und andere Länder versorgen die Ukraine mit Flugabwehrwaffen, Panzern, Munition und anderen Militärgütern. Am Donnerstag erklärte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace, sein Land liefere mehrere Langstrecken-Marschflugkörper vom Typ "Storm Shadow". Diese sollten auf ukrainischem Territorium als "angemessene Antwort" auf die jüngste russische Eskalation dienen. Russland hatte seine Raketenangriffe zuletzt wieder ausgeweitet.

PRIGOSCHIN SPRICHT VON ERFOLGEN DER UKRAINE

Angesichts der erbitterten Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut widersprach der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner dem ukrainischen Präsidenten. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin erklärte auf dem Kurznachrichtendienst Telegram, die ukrainische Offensive sei bereits in vollem Gange. Das ukrainische Militär sei "leider teilweise erfolgreich".

Prigoschin hatte bereits erklärt, in Bachmut habe die ukrainische Armee reguläre russische Streitkräfte in die Flucht geschlagen, die die Flanken der Wagner-Truppe hätte schützen sollen. Das russische Verteidigungsministerium hingegen teilte am Donnerstag mit, russische Fallschirmjäger seien in Bachmut vorgerückt. Der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Dmitri Peskow, räumte aber ein, die Lage sei "sehr schwierig".

Die seit Monaten umkämpfte Stadt ist einer der symbolträchtigsten Schauplätze des Angriffskriegs, den Russland vor fast 15 Monaten begonnen hatte. Prigoschin, dessen Kämpfern die vollständige Einnahme der weitgehend zerstörten Stadt bisher nicht gelungen ist, hatte die Verantwortung dafür zuletzt der russischen Armeeführung unter Verteidigungsminister Sergej Schoigu zugewiesen. Diese liefere nicht genug Munition.

In russisch besetzten Gebieten sowie auf russischem Territorium waren zuletzt wiederholt Tanklager und Güterzüge mit Drohnen angegriffen worden. Einige westliche Experten haben dies als Angriffe auf Nachschublinien und Vorboten einer Offensive gedeutet. Die Regierung in Kiew äußert sich nicht dazu. Am Donnerstag wurde in der russischen Region Brjansk nahe der Ukraine nach Angaben des Gouverneurs ein Öl-Lager von einer ukrainischen Drohne beschädigt. (Bericht von Reuters. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)